Full text: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Fünfter Band. (5)

Kirchenrecht. 345 
CVIII, Erg.-H., 1912; Grisar, Die Frage des päpstlichen Primates und des Ursprunges der 
bischöflichen Gewalt auf dem Konzil von Trient, Z. f. k. Th. VIII, 1884; G ebhardt, Die 
Gravamina der deutschen Nation", 1895; Stutz, Parochus (&19 S. 305 A. 1;z Sägmü l le r, 
Die Geschichte der Congregatio Concili vor dein Motuproprio Alias .... von 1664, A. f. k. sKr. 
LXXX, 1900; Mayer, Das Konzil von Trient und die Gegenreformation in der Schweiz, I 
II 1900X03 Reinhardt und Steffens, Studien zur Geschichte der katholischen Schw 
im Zeitalter Carlo Borromeos, 1911. 5 schich holisch chweiz 
8§ 38. Die Kirche und der souveräne Staat; ständige Nuntiaturen. 
Natürlich suchte das Papsttum diese seine wiedergewonnene kirchliche Machtstellung als- 
bald auch zur Erneuerung der früheren Weltherrschaft zu benutzen. Hier aber mit völligem 
Mißerfolg, trotzdem die Jesuiten Bellarmin (1542—1621) 1 und Suarez (1548—1617) das 
mittelalterliche, eine potestas directa des Papstes über die Temporalien involvierende System 
zu der Lehre von der päpstlichen potestas indirecta abschwächten, welche dem Papst die Sub- 
stanz der weltlichen Gewalt absprach, um mit einem päpstlichen Aufsichts- und Korrektionsrecht 
gegenüber religions- und kirchenhinderlichen Maßnahmen der Regierungen der Kirche und 
ihrer Gesetzgebung doch die Superiorität praktisch zu wahren (Glaubenszwang, privilegium 
fori et immunitatis, Vorrang des kirchlichen Rechts und Möglichkeit päpstlicher Ungültigkeits- 
erklärung weltlicher Gesetze beibehalten). Zwar, wo es sich um neue Verhältnisse und ihren 
Vorteil handelte, ließen sich die Staaten, namentlich in der ersten Zeit, päpstliche Weltmacht- 
sprüche, wenigstens mitunter, gefallen. So hat Alexander VI. 1493 durch die Bulle Inter ceter# 
divinae die Neue Welt zwischen Spanien und Portugal geteilt. Aber wie später über diesen, 
so ist die Geschichte auch über andere, freilich zum Teil nur als Rechtsverwahrungen gedachte 
päpstliche Akte einfach zur Tagesordnung übergegangen, so über die Exkommunikation Hein- 
richs VIII. und Elisabeths von England sowie die Entbindung von der Untertanentreue ihnen 
gegenüber durch Paul III. (Konst. Eius qui 1535, Redemptor 1538) und Pius V. (Regnans 
in excelsis 1570), so ferner über die Kassation des Westfälischen Friedens durch Innozenz X. 
(Zelo domus Dei 1648) und über die Anfechtung der Erhebung Preußens zum Königreich 
(Konsistorialrede Klemens' XI. 1701). Selbst die Einrichtung ständiger Nuntiaturen, (Venedig 
1500, Kaiserhof 1513), Luzern 1578, Graz 1580, Wien 1581, Köln 1584, Brüssel 1597, die, außer 
den kirchlichen Zwecken der Überwachung der Bischöfe und der Leitung der Protestantenmission, 
namentlich der weltlichen Politik des Papsttums dienten, hat den Päpsten wohl vielfache Ge- 
legenheit auch zu innerpolitischer Einmischung, aber nie mehr die Möglichkeit der Weltbeherrschung 
verschafft. Vollends als der moderne, auf den Souveränitätsbegriff sich stützende Staat überall 
dem Papsttum entgegentrat, und die katholischen Mächte es unter Klemens XIV. 1770 selbst 
zur Unterlassung der Publikation der 1627 endgültig abgeschlossenen Exkommunikationsbulle 
In Cena Domini (§ 29, 2) sowie 1773 (Bulle Dominus ac redemptor) zur Aufhebung des 
Jesuitenordens nötigten, da war an die Wiederbelebung der Papstherrschaft über die Temporalien 
nicht mehr zu denken. In demselben 18. Jahrhundert, da das kirchliche Recht durch die Theorie 
und Praxis Benedikts XIV. 3 eine bis dahin unerreichte Vollendung erhielt, vollzog sich end- 
gültig seine Umwandlung aus einem geistlichen Weltrecht zum Sonderrecht der weitaus größten, 
aber auch im Abendland längst nicht mehr einzigen christlichen Kirche; das kanonische Recht (ius 
canonicum) wurde zum bloßen katholischen Kirchenrecht (ius ecclesiasticum # Catholicorum). 
De summo pontifice libri V. in den Disputationes de controverstis christiange ficei, 
3 Bde., 1571—83, zunächst auf den Index gesetzt, und De potestate summi pontificis in rebus 
temporalibus contra Barclaium, 16004. Timpe, Die uirchenpolitischen nsichten und Be- 
strebungen des Kardinals Bellarmin, Kirchengesch. Abh. von Sdralek III, 1905; de la Ser- 
vieère, Les idées politiques du cardinal Bellarmin, R. d. h. LXXXlII, 1907. LTDXNxI, 1908, 
La theologie de Bellarmin, Bibl. de théol. hist. de I’Inst. cath. de Paris, 1908. 
Defensio fidei catholicae et apostolicae adversus Anglicanam sectam, 1613. 
* Prospero Lambertini von Bologna schrieb besonders De servorum Dei beatificatione et 
berierum canonizatione (1734/38) und als Papst sein Meisterwerk, De synodo dioecesana libri 
III (1748). 
* Vgl. Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft II, 1884 S. 89.
	        
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