70 F. Wachenfeld.
7. Mai 1874), unbefugte Aufnahme und Veröffentlichung von Festungsplänen (§ 360 Nr. 1
St G.), Mitteilungen über geheime militärgerichtliche Verhandlungen (Ges. vom 5. April
1888, § 18 E. z. MStG#O. vom 1. Dezember 1898).
#) Berbrechen gegen das Polizeiwesen.
Die Polizeidelikte stellen das größte Kontingent aller Verbrechensgruppen. Zum Teil
zeigen sie auch Abweichungen von den allgemeinen strafrechtlichen Normen, wie insbesondere
durch die hier häufige reine Erfolgshaftung.
Sie lassen sich je nach ihrer Richtung einteilen in Verbrechen gegen:
1. die Preßpolizei, wie sie in mannigfacher Form das Preßgesetz vom 7. Mai 1874
enthält;
2. die Vereinspolizei mit den Zuwiderhandlungen gegen Is 128, 129 StEGB.
und § 17 des Vereinsgesetzes vom 19. April 1908;
3. die Gewerbepolizei. Dahin gehören namentlich die Delikte der Gewerbe-
ordnung vom 21. Juni 1869 bzw. 26. Juli 1900, die Verletzungen der Bestimmungen über
das Auswanderungswesen (§ 144 St GB.; Gesetz vom 9. Juni 1897), über Stellenvermittlung
(Gesetz vom 2. Juni 1910), die Vergehungen gegen die Arbeiterschutzgesetze, insbesondere gegen
die Gesetze über Krankenversicherung (Ges. vom 15. Juni 1883 bzw. 10. April 1892, 30. Juni
1900 und 25. Mai 1903), Unfallversicherung (Ges. vom 30. Juni 1900), Invalidenversicherung
(Ges. vom 13. Juli 1899), gegen die Reichsversicherungsordnung vom 19. Juli 1911, das Ver-
sicherungsgesetzt für Angestellte vom 20. Dezember 1911, gegen das Gesetz, betr. Kinderarbeit
in gewerblichen Betrieben (Ges. vom 30. März 1903), das Hausarbeitsgesetz vom 20. Dezember
1911, ferner Zuwiderhandlungen gegen die Gesetze über die eingeschriebenen Hilfskassen (Ges.
vom 7. April 1876 bzw. 1. Juni 1884), über die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Ges.
vom 1. Mai 1889 bzw. 20. Mai 1898), über die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (Ges.
vom 20. April 1892 bzw. 20. Mai 1898), über den Geschäftsbetrieb von Konsumanstalten (Ges.
vom 12. August 1896 bzw. 20. Mai 1898), Delikte gegen die Vorschriften über das Aktienwesen,
insbesondere nach S§s 312—318, 325 HGB., gegen das Gesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte
der Besitzer von Schuldverschreibungen (Ges. vom 4. Dezember 1899), Vergehungen in bezug
auf Maße und Gewichte (Maß- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1908), sowie gegen die
Bestimmungen über den Feingehalt von Edelmetallen (Ges. vom 16. Juli 1884);
4. die Verkehrspolizei. Hierhin sind insbesondere zu rechnen: die Verbrechen
gegen das Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen (Postgesetz vom 28. Oktober 1871, Gesetz,
betreffend Anderungen von Bestimmungen über das Postwesen, vom 20. Dezember 1899,
Ges. über das Telegraphenwesen vom 6. April 1892, Eisenbahnbetriebsordnung vom 4. No-
vember 1904, Verkehrsordnung vom 23. September 1908 mit vielen Nachträgen und Er-
gänzungen, ferner die Delikte gegen die Schiffahrtspolizei (§ 145 StGBB. samt verschiedenen
Verordnungen, sowie Gesetz, betreffend das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe, vom 22. Juni 1899
bzw. 29. Mai 1901, Is 93 ff. Seemannsordnung vom 2. Juni 1902, Strandungsordnung
vom 2. Juni 1904 u. a. m.).
5. Die Feld-, Forst-, Jagd--, Fischereipolizei. Die einzelnen Delikte
sind zumeist landesgesetzlich geregelt (vgl. § 2 Abs. 2 ESt GB.). Die unbefugte Fischerei an
der deutschen Küste verbietet das Reichsgesetz vom 30. April 1884.
6. Die Sicherheits= und Gesundheitspolizei. Dahin gehören die
mannigfaltigen Ubertretungen der §§ 360 Nr. 10, 366 Nr. 2—10, 366 a, 367 Nr. 3—16, 368
Nr. 1—9, 369 Nr. 1 und 3 St GB., ferner die Zuwiderhandlungen gegen die Gesetze zur Be-
kämpfung von Epidemien (§ 327 StGB., Impfegesetz vom 8. April 1874, Gesetz, betreffend
die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, vom 30. Juni 1900), sowie Vergehungen
gegen die Bestimmungen über Zusätze von gefährlichen Stoffen zu Lebensmitteln (Ges. vom
14. Mai 1879, vom 5. Juli 1887, vom 24. Mai 1901 usw.), über Verwendung von blei= und
zinkhaltigen Gegenständen (Ges. vom 25. Juni 1887), über Schlacht= und Fleischbeschau (Ges.
vom 3. Juni 1900), über Handel mit Giftstoffen (§5 367 Nr. 3 StGB.), Vergiftung von Brunnen
(* 324 St.G.’B.), Verletzung der Vorschriften über Dirnenkontrolle (§ 361 Nr. 6 St.G.B.), Zu-