Full text: Preußisches Staatsrecht.

82 8.4. Der preuß Einheitsstaat als konstit. Monarchie. 
blieb der Wille der Krone doch noch der „ungebundene“ 
und zu einseitigen, im Namen des preußischen Einheits- 
staates sich äußernden Beliebungen berechtigt. 
8 4. 
Der preußische Einheitsstaat als konstitutionelle 
Monarchie. 
In seiner Thronrede vor dem I. V.L.T. vom 11. April 
1847 kennzeichnete Friedrich Wilhelm IV. das Wesen 
der bisherigen ständischen Verfassung seiner Monarchie 
folgendermaßen: 
„Sie, meine Herren, sind deutsche Stände im alt- 
hergebrachten Wortsinn, d. h. vor allem und wesentlich 
Vertreter und Wahrer der eigenen Rechte, der Rechte 
der Stände, deren Vertrauen den bei weitem größten Theil 
dieser Versammlung entsendet. Nächstdem aber haben 
Sie die Rechte zu üben, welche Ihnen die Krone zu- 
erkannt hat. Sie haben ferner der Krone den Rath ge- 
wissenhaft zu ertheilen, den dieselbe von Ihnen fordert. 
Endlich steht: es Ihnen frei, Bitten und Beschwerden, 
Ihrem Wirkungskreise, Ihrem Gesichtskreise entnommen, 
aber nach reiflicher Ueberlegung an den Thron zu bringen. 
Das ist aber Ihr Beruf nicht: ‚Meinungen zu repräsen- 
tiren‘, Zeit- und Schulmeinungen zur eltung bringen 
zu sollen. Ich (würde) Sie nicht hierher gerufen haben, 
wenn Ich den geringsten Zweifel hegte, daß Sie ein Ge- 
lüst hätten nach der Rolle sogenannter Volksrepräsen- 
tanten.“ Für sich selbst nahm Friedrich Wilhelm IV. die 
„ganze Freiheit der Königlichen Machtvollkommenheit“ 
in Anspruch und betonte, daß er „als Erbe einer un- 
geschwächten Krone“ dieselbe seinen Nachfolgern „un- 
eschwächt bewahren“ müsse. In Preußen müsse die 
rone „nach dem Gesetze Gottes und des Landes und 
nach eigner freier Bestimmung herrschen, aber nicht nach 
dem Willen von Majoritäten, wenn Preußen nicht bald 
ein leerer Klang in Europa werden soll“. „Mein Volk 
will nicht das Mitregieren von Repräsentanten, die 
Schwächung der Hoheit, die Theilung der Souveränetät, 
das Brechen der Vollgewalt seiner Könige, die ihm seine 
Geschichte, seine Freiheit, seinen Wohlstand begründet.“ 
Es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, Preußen durch das 
Schwert großzumachen, durch das Schwert des Kriegs
	        
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