Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

4 Die Beziehungen der Germanen zu den Römern. 
germanischen Völkerschaften und dem römischen Weltreiche. 
Da aber die Germanen viel kräftiger als die Römer waren und sich 
mit der weit höhern römischen Kultur immer vertrauter machten, so 
wurden sie ihren Feinden immer gefährlicher und gingen schließlich 
als Sieger hervor. 
[Cimbern und Teutonen 113—101 vor Chr.] Zunächst 
erschienen die Cimbern und Teutonen an den Pforten des Römer- 
reiches. Sie sollen, durch eine verheerende Sturmflut veranlaßt, ihre 
Heimat an der Nord= und Östsee aufgegeben und mit Weib und 
Kind Germanien quer durchzogen haben. Im Jahre 113 stießen sie 
in den norischen (setzt steirischen) Alpen auf ein römisches Heer 
unter Gnäus Papirius Karbo, drangen aber trotz ihres Sieges bei 
Noreja nicht gegen Italien vor, sondern wandten sich nach Gallien. 
Hier verlangten sie Land von den Römern, und da man ihnen dieses 
verweigerte, schlugen sie in den folgenden Jahren noch mehrere andere 
römische Heere, bis ihnen Gajus Marius mit Erfolg entgegentrat. 
Dieser große Feldherr besiegte 102 die Teutonen bei Aquä Sextlä 
(Aix in der Provence) und 101 die Cimbern auf der raudischen 
Ebene bei Vercellä) in Oberitalien. 
[Cäsar und die Germanen 58—50 vor Chr.] Mehrere 
Jahrzehnte später gerieten die Sueben mit den Römern in Streit. 
Im Jahre 58 übernahm nämlich Gajus Julius Cäsar als 
Prokonsul die Verwaltung beider Gallien. Bei seiner Ankunft im 
jenseitigen Gallien fand er mehrere Nachbarvölker in einer Bewegung, 
die seiner Provinz gefährlich werden konnte: die celtischen Helvetier 
verließen ihre Heimat (die Schweiz), um im westlichen Gallien neue 
Wohnsitze zu suchen, und die germanischen Sueben hatten unter 
ihrem Heerkönig Ariovist die Adüer fast vernichtet und bei den 
Sequänern ihre Sitze ausgeschlagen. Cäsar machte dem weitern 
Vordringen beider Völker ein rasches Ende, indem er noch in dem- 
selben Jahre die Helvetier bei Bibrakte (unweit von Autun) und 
die Sueben bei Sennheim (im obern Elsaß) gänzlich besiegte; jene 
kehrten größtenteils in ihre Sitze zurück, diese verließen Gallien. 
Ariovist selbst kam bald darauf um. 
Im Jahre 55 überschritten die germanischen Usipöter und 
Tenchtören den Rhein und beraubten die belgischen Menapler; 
  
1) Nach anderer Ansicht bei Veröna.
	        
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