Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

□— 
68. 
94 Rückblick. 
und einen tadellosen, wissenschaftlichen Lebenswandel der vorher z. T. 
entarteten Geistlichkeit verlangte; 2. durch den von dem spanischen 
Ritter Ignaz Loyola llojöla] gestifteten und 1540 durch Papst 
Paul III. bestätigten Jesuitenorden, der sich die Verteidigung der 
Rechte des päpstlichen Stuhles und eine ausgedehnte Missionstätigkeit 
vorzugsweise zur Aufgabe machte. Da dem Orden bald ansehnliche 
Mittel zuflossen, wuchs seine Macht stetig und drängte den Pro- 
testantismus immer mehr zurück. 
[Karls V. Kriege. Die Reformation hätte sich in Deutschland 
nicht so weit und rasch verbreiten können, wäre nicht Karl V. durch 
auswärtige Kriege an einem kräftigen Auftreten gegen die Anhänger 
der neuen Lehre verhindert worden. Er führte nämlich 
1. vier Kriege mit Franz I. von Frankreich (1515—1544). 
Dieser junge König, der sich schon 1515 durch den blutigen Sieg bei 
Marignano (marinjäno Mailands bemächtigt hatte, erhob nämlich 
auch Ansprüche auf Neapel. Als ihm nun bei der Bewerbung um 
die deutsche Kaiserkrone Karl V. vorgezogen wurde, der überdies das 
Herzogtum Burgund (s.§ 59) zurückverlangte, da kam es zum ersten 
Kriege (1521—1526) zwischen Karl und Franz. Karl siegte mit 
deutschem und spanischem Kriegsvolke, ersteres unter der Leitung des 
Söldnerführers Georg von Frundsberg, 1525 bei Pavia ent- 
scheidend; Franz wurde gefangen genommen, versprach im Frieden zu 
Madrid die Abtretung Burgunds und verzichtete auf Mailand und 
Neapel. Der König hielt aber seine Versprechungen nicht, sondern 
verband sich mit den Türken, während der Kaiser den englischen 
König Heinrich VIII. auf seine Seite zog. So kam es erst nach drei 
ferneren Kriegen 1544 im Frieden von Crépy (kreppi] zu einem 
Vergleich, in dem Franz I. die Ansprüche auf Italien!), Karl V. die 
auf Burgund für immer fallen ließ. Der Kaiser führte 
2. einen Krieg mit den Türken. Der Sultan Suleiman 
der Prächtige (1520—1566) drang 1526 in Ungarn ein und schlug 
den jungen König Ludwig II. (s. § 58 A.), der auf der Flucht ums 
Leben kam, bei Mohacs (möhatsch)Nunmehr hatte Ferdinand von 
Osterreich als Gemahl von Ludwigs Schwester Anna wieder Anspruch 
auf die Vereinigung Ungarns und Böhmens mit den deutsch-habs- 
  
1) Der Kaiser verlieh nur Mailand dem Sohne Franzens I., Philipp von 
Orleans; als dieser aber schon im folgenden Jahre (1545) starb, ging das Herzog- 
tum an Philipp II. (von Spanien), des Kaisers eigenen Sohn, über.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.