Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Ferdinand I. und Maximilian II. 1558—1576. 95 
burgischen Ländern; Ungarn blieb jedoch fortwährend durch Suleiman 
gefährdet, der schon 1529 sogar Wien belagerte und den Habsburgern 
im Frieden von 1545 nur die Grenzplätze gegen einen Tribut über- 
ließ. — Auch im Kampfe gegen die nordafrikanischen Raubstaaten 
war Karl V. nur teilweise vom Glück begünstigt: er eroberte zwar 
(1535) Tunis, aber sein Angriff auf Alger (1541) mißlang. 
[Karls V. Abdankung.] Körperlich leidend und mit den Er- 
folgen seines Lebens wenig zufrieden, trat Karl V. seinem Sohne 
Philipp II. 1554 Neapel und Mailand, 1555 die Niederlande, 
1556 endlich Spanien und Amerika ab. Sein Bruder Ferdinandl. 
aber, schon 1531 zum römischen Könige gewählt, übernahm 1558 die 
Regierung des Reiches. Karl selbst hatte sich in die Nähe des Klosters 
S. Yuste sßan juste] in Estremadura zurückgezogen und starb daselbst 1558. 
3. Die Zeit des Augsburger Religionsfriedens 1555—1618. 
Ferdinand I. 1558—1564 und sein Sohn Magximilian II. 
1564—1576 waren duldsame Fürsten, unter denen die Reformation 
selbst in den österreichischen Erbländern Fortschritte machte. Die 
Angriffe der Türken dauerten fort, auch nachdem Suleiman 1566 
vor der tapfer verteidigten Festung Sziget (Piget] (westlich von Mohacs) 
gestorben war; dagegen vernichtete Philipps II. Halbbruder Don Juan 
schuan] d’Austria die türkische Flotte bei Lepanto (am korinthischen 
Meerbusen!) 1571 vollständig. 
Nudolf II. 1576—1612. [Die Union 1608. Die Liga 1609.) 
Maximilians Sohn Rudolf II., in Spanien von Jesuiten erzogen, 
besaß zwar wissenschaftliche Bildung, aber geringe Befähigung zum 
Herrschen. Unter seiner Regierung entwickelte der Jesuitenorden 
seine volle Tätigkeit, und da überdies zwischen Lutheranern und 
Reformierten bittre Feindschaft herrschte, so machte der Katholizismus 
wieder große Fortschritte. So wurde 1. der Kurfürst und Erzbischof 
Gebhard von Köln, der zur reformierten Lehre übergetreten war, 
vom Papfste abgesetzt und nach einem kurzen Kriege von der katholischen 
Bevölkerung Kölns vertrieben; 2. in den protestantischen Ländern 
Steiermark, Kärnten und Krain, die des Kaisers Vetter Ferdinand 
beherrschte, die Gegenreformation durchgeführt; 3. aus der Reichsstadt 
Aachen die protestantische Mehrheit des Magistrats vertrieben und 
7) Lepanto ist das alte Naupaktus (s. Buch 2, § 21). 
8 69.
	        
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