Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

§§ 72. 
100 Der schwedische Krieg 1630—1632. 
jetzt mit Wallenstein. Beide Heerführer eroberten Jütland und die 
mecklenburgischen Herzogtümer, die ohne weiteres als Reichslehen 
auf Wallenstein übertragen wurden; dieser wurde außerdem zum 
General des „ozeanischen und baltischen Meeres“ ernannt und 
faßte den Plan, eine habsburgische Seemacht zu gründen, fand aber 
(1628) namentlich an der Hansestadt Strälsund so heftigen Wider- 
stand, daß er ihre Belagerung aufgeben mußte. Da überdies eine 
große dänische Flotte in den Gewässern Rügens erschien und Schweden 
ebenfalls schon mit dem Kriege drohte, veranlaßte er den Kaiser zum 
Abschlusse des Friedens von Lübeck, worin Christian IV. seine 
Länder gegen das Versprechen zurückerhielt, sich in deutsche Angelegen- 
heiten nicht mehr mischen zu wollen. 
[Das Restitutionsedikt 1629. Wallensteins Absetzung 
1630.] Der Kaiser beherrschte nunmehr fast ganz Deutschland und 
versuchte auch in Norddeutschland den Protestantismus zu vernichten, 
indem er 1629 das Restitutionsedikt erließ: danach forderte er auf 
Grund des geistlichen Vorbehalts alle evangelisch gewordenen geistlichen 
Fürstentümer (die Erzbistümer Magdeburg und Bremen sowie 12 Bis- 
tümer) und alle seit dem Passauer Vertrage eingezogenen geistlichen 
Güter für die katholische Kirche zurück. Dieser Erlaß mußte, wenn 
er durchgeführt wurde, die Macht und den Besitz der protestantischen 
Fürsten außerordentlich schwächen und dem Katholizismus das ent- 
schiedene Ubergewicht verschaffen; er kam aber zunächst nicht mit voller 
Strenge zur Ausführung. Denn die katholischen Kurfürsten selbst 
wurden wegen der wachsenden Macht des Kaisers bedenklich und ver- 
langten mit den protestantischen zusammen 1630 auf dem Kurfürsten- 
tage zu Regensburg vor allem die Absetzung Wallensteins, der 
die Bistümer durch seine rohe Kriegsweise aussauge und die Fürsten 
hochmütig beiseite schiebe. Der Kaiser mußte nachgeben, wenn er die 
Wahl seines Sohnes zum Könige durchsetzen wollte; er enthob daher 
Wallenstein seines Oberbefehls, und dieser zog sich voll Groll im 
Herzen auf seine böhmischen Güter zurück. 
III. Der schwedische Krieg 1630—1632. [Gustav Adolf.) 
In dieser Zeit erhielt der Kaiser einen neuen Feind an König Gustav 
Adolf von Schweden, einem vielseitig gebildeten und kriegstüchtigen 
Fürsten, den drei Beweggründe nach Deutschland führten, nämlich der 
Wunsch, 1. durch Eroberung deutscher Länder die Ostsee zu einem 
schwedischen Meere zu machen, 2. dem deutschen Protestantismus
	        
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