Die Langobarden. 15
führen und für die Sicherheit des Landes sorgen. So erlebte Italien
noch einmal eine schöne Blütezeit, in der auch Kunst und Wissenschaft
gepflegt wurden. Aber eine Verschmelzung von Germanen und
Römern fand nicht statt, um so weniger, als der religiöse Glaube beider
Nationen verschieden war; jene waren arianische, diese katholische
Christen (§ 15). Die letzten Jahre Theoderichs wurden gerade hier-
durch getrübt, besonders als er zwei angesehene römische Senatoren,
Boöthlus und Symmächus, hatte hinrichten lassen, weil sie dem
tatholischen Hofe von Konstantinopel zuneigten.
[Ende des Ostgotenreichs 555.]) Nach Theoderichs Tode trat
ein rascher Verfall des Ostgotenreichs ein. Zunächst übernahm Ama-
lasunta, die gebildete aber herrschsüchtige Tochter des großen Königs,
die Regierung für ihren minderjährigen Sohn Athalärich. Nach
dessen Tode erhob sie ihren Vetter Theödat, den letzten männlichen
Sprößling der gotischen Königsfamilie der Amäler, zum Mitregenten,
um auf diese Weise ihre hohe Stellung besser wahren zu könnent).
Theodat gab sich aber mit dem bloßen Königstitel nicht zufrieden, sondern
wollte wirklich regieren und räumte daher Amalasunta durch Mord aus
dem Wege. Auf diese Freveltat hin machte jedoch der oströmische Kaiser
Justinian seine Ansprüche auf Italien wieder geltend; er schickte seine
Feldherren, erst Bellsar, später Narses, mit Heeresmacht gegen die
Ostgoten, deren ritterliche Könige Witlges, Totlla und Teja nach-
einander in furchtbaren Kämpfen besiegt wurden. Damit ging das
sehr verödete Italien 555 in den Besitz des oströmischen Reiches über.
Die Langobarden. [Die Langobardenherrschaft in Italien
568—774.] Die Oströmer sollten nicht lange im ausschließlichen Besitze
Italiens bleiben. Narses, zum Exarchen oder Statthalter ernannt,
schlug seine Residenz in Ravenna auf und verhängte über die Unter-
tanen einen so harten Druck, daß die Unzufriedenheit allgemein wurde.
Diesen Umstand machten sich die germanischen Langobarden:) zu-
nutze. Zu Tacitus' Zeiten zwischen Weser und Elbe seßhaft, wanderten
sie später nach Mähren und dann nach Pannonien; hier traten sie in
den Sold der Oströmer und beteiligten sich auch an dem Kampfe
gegen die Ostgoten in Italien. Jetzt, im Jahre 568, erschienen sie
1) Von einer Vermählung Amalasuntas mit Theodat ist in den Quellen
nichts zu finden.
2:) Der Name ist wahrscheinlich von der Sitte dieses Volkes, langes Barthaar
zu tragen, abgeleitet.
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