18 Chlodwig 481—5411.
Bildung des fränkischen Staates aus, der lange Zeit die Geschicke
Westeuropas beherrschen sollte. Der Begründer dieses gewaltigen
Reiches, in dem germanische und romanische Völker vereinigt
wurden, war Chlodwig, aus dem salisch-fränkischen Königsgeschlechte
der Merowingert), ein kühner aber auch schlauer und überaus
grausamer Fürst. An der Spitze seiner kraftvollen, mit zweischneidigen
Axten und widerhakigen Wurfspießen ausgerüsteten Franken erfocht
er folgende Siege:
486 bei Soissons über Syagrkus, der unter dem Titel eines
Patrizius in Nordgallien noch einen Rest weströmischen Besitzes bewahrt
hatte. Dieses Gebiet nahm er jetzt selbst in Besitz und machte zuerst
Soissons, später Paris zu seiner Residenz.
496 wahrscheinlich im obern Elsaß über die Alemannen?),
die von nun an eine Abgabe zahlen und in den Maingegenden
fränkische Kolonisten aufnehmen mußten.
500 bei Dijon über die Burgunder, deren König Gundobald
seinen Bruder erschlagen hatte. Dieser war aber der Vater von
Chlodwigs Gemahlin Chlotilde, die Veranlassung zum Kriege war
also Blutrache. Gundobald blieb übrigens unabhängig.
507 bei Vouglé im alten Aquitanien über die Westgoten,
die aus Gallien ganz vertrieben worden wären, hätte ihnen nicht
Theoderich der Große Hilfe gebracht und wenigstens Septimanien
(d. i. die Küstenlandschaft zwischen Pyrenäen und Rhöneh gerettet.
[Annahme des Christentums.] Als Vorwand zu dem letzten
Kriege diente der Umstand, daß die Westgoten Arianer waren,
während Chlodwig nach der Alemannen-Schlacht 496 zum katho-
lischen Christentum übergetreten war. Er hatte in dieser Schlacht,
die anfangs ungünstig für ihn verlief, das Gelübde getan, Christ zu
werden, wenn er siege. Zu Weihnachten desselben Jahres ließ er sich
dann im Beisein zahlreicher Bischöfe wirklich taufen; unter ihnen befand
sich auch Remigkus von Reims räns], der zum Könige sagte: „Neige
dein Haupt, Sigambers); bete an, was du bisher in Brand gesteckt,
und stecke in Brand, was du bisher angebetet hafstl“4) Mit dem
1) So genannt nach einem Ahnherrn Chlodwigs.
2) Daß Zülpich der Schlachtort gewesen sei, ist längst zurückgewiesen worden.
3) Chlodwig gehörte nämlich dem fränkischen Stamme der Sigambrer an.
4) „Mitis depone colla, Sigamber; adora, quod incendisti, et incende,
duocd adorasti.“