Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Ende des Frankenreiches 843. 31 
während jetzt Lothar den Teilungsplan von 817 durchzusetzen suchte, 
strebten seine noch lebenden Brüder, Ludwig der Deutsche und 
Karl der Kahle, vielmehr nach völliger Gleichberechtigung. So kam 
es 41 zu der blutigen Schlacht bei Fontenay in Burgund, in der 
Lothar von den Brüdern aufs Haupt geschlagen wurde, ohne jedoch 
den weitern Kampf aufzugeben. Daher verbanden sich Ludwig und 
Karl 842 noch enger bei Straßburg; die Eidesformeln, die sie 
selbst und ihre Heere (die einen in deutscher, die anderen in romanischer 
Sprache) einander schwuren, sind uns aufbewahrt. Nunmehr gab 
auch Lothar nach; er konnte die Auflösung des Frankenreiches, 
die 843 im Vertrage von Verdun ausgesprochen wurde, nicht 
mehr hindern. 
Es zeigte sich, daß das Reich Karls des Großen nur die Grund- 
lage anderer Reiche gewesen war, deren verschiedenartige Bevölkerungen 
niemals ganz miteinander hätten verschmelzen können; und zwar 
entstanden jenem Vertrage gemäß zunächst drei unabhängige Reiche: 
1. Italien und das später so genannte Lotharingien, d. i. 
ein Länderstreifen vom Mittelmeere bis zur Nordsee mit der Haupt- 
stadt Aachen; hier herrschte Lothar mit dem Kaisertitel. 
2. Westfranken (Frankreich), etwa im Westen von Rhöne, 
Saône, Maas und Schelde; dieses Land mit der spanischen Mark er- 
hielt Karl der Kahle. 
3. Ostfranken (Deutschland), etwa östlich vom Rhein #); dieses 
Land siel an Ludwig den Deutschen. 
[Staat und Kirche.] Der Vertrag von Verdun kann somit 
als die „Geburtsstunde“ für das französische und das deutsche 
Volk angesehen werden. Denn beide Völker konnten sich jetzt ganz 
eigenartig entwickeln, während das Mittelreich ohne nationale Ein- 
heit war und daher auch keinen Bestand hatte. Aber unabhängig 
von allen Herrschern und Reichen bildete sich die Geistlichkeit zu 
einem heiligen Gemeinwesen aus, das als höchste Macht allein den 
Papst anerkannte. 
  
1) Die westrheinischen Bistümer Mainz, Worms und Speier gehörten 
ebenfalls hierher „wegen des Reichtums an Wein“, dagegen fast ganz Friesland 
zum Reiche Lothars.
	        
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