Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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44 Heinrich IV. 1056—1106. 
Heinrich IV. stand bis zum 12. Lebensjahre unter der Vormund- 
schaft seiner klugen aber schwachen Mutter Agnes von Poitou. Dann 
geriet er in die Gewalt des strengen Erzbischofs Anno, der ihn in- 
folge einer Fürstenverschwörung von der Pfalz Kaiserswert (im Rhein 
unterhalb von Düsseldorf) nach Köln entführte; endlich trat er ganz 
unter den Einfluß des einschmeichelnden Erzbischofs Adalbert von 
Bremen, der ihn zwar mit 15 Jahren für mündig erklärte, aber 
auch fernerhin sein Ratgeber blieb (7 1072). 
[Krieg mit den Sachsen. Sieg bei Hohenburg 1075.] 
Adalbert bewog den jungen König, seinen Wohnsitz unter den Sachsen 
zu nehmen, die die fränkische Herrschaft von jeher nur widerwillig 
getragen hatten und den kaiserlich gesinnten Erzbischof bitter haßten. 
Bald stellte sich Unfriede ein; denn Heinrich ließ auf den Höhen 
Zwingburgen errichten, um die Sachsen im Zaume halten zu können, 
voran die Harzburg bei Goslar, er trieb ferner durch seine 
Ministerialen gewaltsam Abgaben ein, und er versagte endlich dem 
Herzog Magnus aus dem Hause der Billinger die Belehnung mit 
Sachsen. Ein Bürgerkrieg war die Folge. Die sächsischen Edlen und 
Bauern bedrohten mit einem starken Heere die Harzburg, aus der 
Heinrich nur mit Mühe entkam, und nötigten ihm bald darauf einen 
schmählichen Frieden ab, den er um so mehr schließen mußte, als ihm 
auch die deutschen Fürsten mit Absetzung drohten. In dieser Zeit 
der Not nahmen sich nur die rheinischen Städte, namentlich Worms, 
seiner an; aber auch die Fürsten wurden andern Sinnes, als sie von 
der blinden Zerstörungswut der sächsischen Bauern hörten, die sich 
auf der Harzburg sogar der Kirchenschändung schuldig gemacht hatten. 
So konnte der König, mit einer genügenden Streitmacht ausgerüstet, 
schon 1075 den Sachsen eine große Niederlage bei Hohenburg 
(Homburg) an der Unstrut beibringen. Die Anführer wurden furcht- 
bar bestraft und zum Aufbau der zerstörten Burgen angehalten. 
[Gregor VII. 1073—1085.] Kaum hatte Heinrich IV. das 
königliche Ansehen den deutschen Fürsten gegenüber wieder erlangt, als 
er mit dem päpstlichen Stuhle, den 1073—1085 Gregor VII. inne 
hatte, in einen folgenschweren Kampf geriet. Gregor, ursprünglich 
Hildebrand geheißen, stammte aus einer armen Familie in Toskäna 
und arbeitete sich bis zur höchsten geistlichen Würde empor; voll Klug- 
heit und Willensstärke, faßte er den Entschluß, nicht nur die völlige 
Freiheit für die Kirche zu gewinnen, sondern auch die päßpstliche
	        
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