Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

70 Friedrich der Schöne von Österreich. 
und Westen wütete und den Schweizer Waldstätten Uri, Schwyz 
und Nidwalden, einer Gemeinde Unterwaldens, am meisten zustatten 
kam. Diese hatten schon 1291 den ewigen Bund geschlossen, um 
sich der habsburgischen Landvogtei zu entziehen; aber erst nach 
Albrechts I. Tode rissen sie sich wirklich los und wurden von Heinrich VII. 
als reichsunmittelbar anerkannt1). Die Schweizer Bauern stellten 
sich nun auf die Seite Ludwigs von Bayern und errangen 1315 über 
Leopold von Osterreich, den tapfern Bruder Friedrichs des Schönen, 
am Berge Morgarten einen glänzenden Sieg, der ihren Bund noch 
fester begründete. Friedrich selbst wurde 1322 bei Mühldorf am Inn 
besiegt und mit Hilfe Friedrichs IV. von Hohenzollern, Burggrafen 
von Nürnberg, gefangen genommen. Do aber sein Bruder Leopold im 
Bunde mit Frankreich und dem Papste die Sache der Habsburger 
aufrecht erhielt, bot Ludwig die Hand zur Versöhnung und entließ 
seinen Gegner aus der Haft gegen das Versprechen, Leopold zum Frieden 
zu bewegen. Friedrich konnte jedoch sein Wort nicht halten und kehrte 
daher freiwillig als Gefangener in die Festung Trausnitz (an einem 
Nebenfluß der Nab in der Oberpfalz?) zurück. Durch diese Treue 
gerührt, nahm Ludwig ihn 1325 als Mitregenten an; beide Könige 
genossen übrigens geringes Ansehen und kamen z. B. niemals nach 
Norddeutschland. 
[Kurverein zu Rense 1338.] Ludwigs Regierung ist nun 
aber besonders dadurch denkwürdig, daß unter ihr der letzte Kampf 
zwischen der kaiserlichen und der päpstlichen Gewalt stattfand, 
und daß sich in diesem Kampfe die deutschen Fürsten entschieden auf 
die Seite des Kaisers stellten. Als nämlich Ludwig die ghibellinische 
Partei in Italien mit deutschen Truppen unterstützen ließ, wurde er 
von Johann XXII. (in Avignon) mit dem Banne und Deutschland 
mit dem Interdiktes) belegt. Trotz dieser schweren Kirchenstrafen trat 
er (1327) einen Römerzug an, nahm in Rom aus Loaienhand die 
Kaiserkrone und erhob einen Gegenpapst. Aber bald wurde er wieder 
von Gewissensangst getrieben, mit dem Papste (dem Nachfolger Jo- 
  
1) Die Erzählungen von dem Landvogt Geßler, dem Befreier Wilhelm 
Tell und dem Schwur auf dem Rütli (am Vierwaldstätter See), die in das 
Jahr 1308 verlegt werden, sind völlig ungeschichtlich. 
2) Die Oberpfalz liegt etwa zwischen Böhmerwald und fränkischem Jura. 
3) Die Päpste übten das Recht aus, ganze Länder mit dem Interdikte zu 
belegen, d. h. allen öffentlichen Gottesdienst einstellen zu lassen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.