Umwandlung des Staatswesens. Neues Bildungswesen. 83
mächten Spanien und Portugal einen Ausgleich, demzufolge jenes
den Westen, dieses den Osten des neu entdeckten Erdteils erhalten sollte 1).
Der großartige Welthandel, der aus diesen Entdeckungen entsprang,
kam zunächst den romanischen Völkern, dann aber ganz Europa zugute.
Umwandlung des Staatswesens. [Lehnswesen; wirlkliche
Monarchie.] Der mittelalterliche Staat beruhte auf dem Lehns-
wesen: der König als oberster Lehnsherr gebot über seine großen
Vasallen, denen wieder kleinere Vasallen unterstellt waren. Die großen
Vasallen oder Fürsten hatten sich in Deutschland aber fast völlig
selbständig gemacht und dachten z. B. nicht mehr daran, dem Könige
das Lehnsaufgebot zur Verfügung zu stellen. Daher hatte schon
Friedrich ll. in seinem sizilischen Erblande eine wirkliche Monarchie
errichtet, d. h. ein stehendes Heer geschaffen, das ihm jederzeit ge-
fügig war, und an Stelle der Vasallen absetzbare Beamte ernannt,
die das Land in seinem Namen regierten. Dasselbe geschah jetzt nach
und nach in Frankreich, England und Spanien und auch in Deutsch-
land, hier aber nicht in dem Gesamtreiche, über das dem Kaiser nur
wenig Gewalt geblieben war, sondern in den Gebieten (Territorien) der
einzelnen Landesherren, die dadurch noch mächtiger wurden als bisher.
[Schießpulver; Fußvolk.] Vor allem kam es den Fürsten
darauf an, die trotzigen und räuberischen Ritter, die sich beständig
untereinander befehdeten und Unsicherheit über das Land brachten,
für immer unschädlich zu machen. Die beiden Mittel hierzu waren
die Verwendung des Schießpulvers, dessen Erfinder der deutsche
Mönch Bertold Schwarz aus Freiburg im Breisgau um 1330
sein soll, und das neue Fußvolk der Landsknechte; ihren Schieß-
waffen und langen Speeren vermochten weder die Reiterheere noch die
stolzen Burgen der Ritter auf die Dauer zu widerstehen.
Neues Bildungswesen. [Renaissance; Humanismus.] Durch
Dante, Petrarka und andere große Italiener wurde schon im
14. Jahrhundert eine vielseitigere, nicht bloß geistliche Bildung, wie
sie in den Klöstern gepflegt wurde, angebahnt, und die Universitäten
auch in Deutschland (Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, Würzburg,
Leipzig, Rostock, Greifswald, Freiburg, Basel, Ingolstadt, Tübingen,
Mainz, Wittenberg, Frankfurt a. O., alle bis 1506) nahmen einen
höhern Aufschwung. Als nun aber nach der Eroberung Konstantinopels
1) Die Scheidelinie ging längs des 34°% w. L. von Ferro.
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