Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich III. 49 
gedrungen. Nur die geschickte Verteidigung durch Rüdiger von 
Starhemberg und die Hilfsleistungen des Reichsfeldherrn 
Karl von Lothringen und des Kurfürsten von Sachsen 
sowie des polnischen Königs Johann Sobieski IAßobjéski! 
retteten die Stadt vor der Einnahme. Um nun auch fernerhin freie 
Hand gegen die Türken zu behalten, schloß Leopold I. einen 
Waffenstillstand mit Ludwig, infolgedessen die Reunionen 
bei Frankreich verblieben. 
[Die pfälzische Erbschaft.] Endlich aber ermannten 
sich die durch Ludwig beleidigten Staaten, und Wilhelm III. 
von Oranienn) trat ihrem Bunde bei, ein Umstand, der ihnen 
ganz besonders zustatten kam. Denn der Statthalter der Nieder- 
lande hatte im Jahre 1689, z. T. mit Hilfe der Truppen Fried- 
richs III. von Brandenburg, auch die britische Krone erworben 
und verfügte daher über bedeutende Streitkräfte. Der Kriegsbund 
gegen den Friedensstörer war um so notwendiger, als Ludwig ge- 
rade damals einen neuen Gewaltstreich zu führen gedachte. Als 
nämlich in der Kurpfalz das Haus Simmern (1685) ausstarb 
und Pfalz-Neuburg (an der Donau) die Erbschaft dieses schönen 
Landes antreten sollte, erhob der französische König für Elisa- 
beth Charlotte, die Gemahlin des Herzogs von Orléans und 
Schwester des verstorbenen Pfalzgrafen, Ansprüche auf die Allo- 
dien der Pfalz-Simmernschen Lande, obwohl die Prinzessin auf 
allen Besitz ausdrücklich verzichtet hatte. Nichtsdestoweniger war 
Ludwig entschlossen, durch einen Krieg seine Forderungen ein- 
zutreiben. 
[Der Krieg in der Pfalz.] Ohne Kriegserklärung ließ 
er seine Heere in die Pfalz einrücken. Stadt für Stadt wurde er- 
obert und das Land in eine vollständige Wüstenei verwandelt, um 
von dieser Seite her das Eindringen feindlicher Heere nach Frank- 
reich unmöglich zu machen. Die von Melac und anderen französi- 
schen Führern in der Pfalz vollführten Grausamkeiten waren un- 
erhört: Heidelberg, Worms, Speier und unzählige andere Ort- 
  
1) Wilhelm III. von Oranien hatte eine Tochter Jakobs II. 
von England (Maria) zur Gemahlin und regierte bis 1702. Ihm folgte 
in England die Schwester seiner Gemahlin, Anna, 1702—1714. — Der Name 
Oranien kommt von dem kleinen Fürstentum Orange (das alte Arausio am 
linken Rhöne-Ufer) her, das Wilhelm 1. von Nassau geerbt hatte. 
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. II. 11. Aufl. 4 
8 25.
	        
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