Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

1. Friedrich Wilhelm II. 1786—1797. 
Kaiser: Joseph II. 1765—1790. Leopold II., sein Bruder, 1790—1792. 
Franz II. 1792—1806. 
(L. I, 12: Dinkler, Von 1789—1807.) 
Friedrich Wilhelm II. (geb. 1744) erschien den meisten anfangs § 1. 
als ein Erlöser von dem harten Regimente seines Oheims. Die 
drückende Régie, das Tabaks= und Kaffeemonopol 
wurden abgeschafft, die Beamten freier gestellt und besser besoldet, 
die Soldaten milder behandelt und für Unterricht und Bildung mehr 
Aufwendungen gemacht als bisher. Wesentliche Verbesserungen auf 
allen diesen Gebieten waren aber nicht damit verbunden, und es 
dauerte nicht lange, so erhoben sich die Klagen über Steuerdruck, 
Willkür der Beamten und andere Übelstände lauter als unter Fried- 
rich dem Großen. Denn obwohl der König viel guten Willen, Geist 
und Pflichtgefühl besaß, so war er doch von zu weichem Gemüte 
und ließ sich nicht immer gut beraten. Daß er immer das Beste er- 
strebte, beweist sein Wahlspruch: „Aufrichtig und stand- 
haft!“ 
a) Friedrich Wilhelms II. Anfänge. 
Mächtige Stellung Friedrich Wilhelms II. in Guropa. 
[Bürgerkrieg in Holland 1787.] Friedrich Wilhelm II. 
wußte die europäische Machtstellung, die er von seinem Vorgänger 
übernommen hatte, zunächst noch völlig aufrechtzuerhalten. Sein 
Minister Graf von Hertzberg, schon unter Friedrich II. der be- 
deutendste Staatsmann, riet ihm, alsbald in den Bürgerkrieg 
Hollands einzugreifen. Hier war der Schwager des Königs, 
Wilhelm V. von Organien, Erbstatthalter, aber die republikanische 
Partei (die „Patrioten“) gewann überall die Oberhand und ent- 
kleidete ihn aller seiner Würden. Als nun die Statthalterin, Fried- 
rich Wilhelms Schwester Friederike Wilhelmine, auf einer 
Reise von Nimwegen nach dem Haag, wobei sie die feindliche Linie
	        
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