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berühren mußte, durch einen republikanischen Hauptmann beleidigt und
zur Rückkehr nach Nimwegen gezwungen wurde, schritt ihr Bruder mit
Waffengewalt ein. Sein General, Herzog Karl Ferdinand von
Braunschweig, ein Neffe des Siegers bei Krefeld und Minden,
trieb 1787 das republikanische Heer auseinander, zwang die Haupt-
stadt Amsterdam zur Ergebung und setzte Wilhelm WV. in seine
Rechte wieder ein, ein leicht errungener Sieg, der das Heer über-
mütig machte und viel Geld kostete, da Friedrich Wilhelm auf die
Erstattung der Kriegskosten verzichtete.
[Der Bund gegen Österreich und Rußland: Ver-
trag von Reichenbach.] Hertzberg veranlaßte dann den König
zu dem Versuche, auch in dem Kriege Osterreichs und Ruß-
lands gegen die Türkei als Vermittler aufzutreten und dabei wo-
möglich neue Gebietsteile Polens zu erwerben. In der Tat brachte
Preußen eine gewaltige Vereinigung (England, Holland, Schweden,
Polen und Türkei) gegen jene Mächte zustande und zog bereits ein
Heer an der österreichischen Grenze zusammen. Da starb aber
Joseph II., und dessen staatskluger Bruder Leopold II. (1790
bis 1792) bahnte sofort friedliche Unterhandlungen mit Friedrich
Wilhelm II. an, die 1790 mit dem demütigenden Vertrage von
Reichenbach (Schlesien) endeten. Denn der König verzichtete
darin auf die großen Pläne Hertzbergs, der auch entlassen wurde.
Er ordnete sich nun wieder Österreich unter und ließ den Fürsten-
bund, der Preußen einst mächtig gemacht hatte, völlig einschlafen.
b) Bedeutung und Ursachen der Revolution von 1789.
Bedeutung der Revolution. [Allgemeiner Verlauf.]
Den Ereignissen, die jetzt von Frankreich her über Europa her-
einbrachen, war Friedrich Wilhelm II. ebensowenig gewachsen, wie
alle anderen Fürsten des Festlandes. Diese Ereignisse entsprangen
aus der großen Revolution vom Jahre 1789, in der die in der
Zeit Friedrichs des Großen aufgekommenen Gedanken der Auf-
klärung verwirklicht werden sollten. Man wollte vor allem den
alten Lehnsstaat mit seiner gesamten Staats= und Gesellschafts-
ordnung aufheben, an Stelle der unumschränkten Herrschergewalt
eine Regierung setzen, an der auch das Volk (durch Vertretungen,
Parlamente, Landtage) seinen Anteil hätte, und alle Menschen frei
und vor dem Gesetze gleich machen. Die europäischen Völker ver-