Full text: Allgemeine Staatslehre

Drittes Kapitel. Die Geschichte der Staaislehr:. 69 
bisher unbekannter Art vörderhand nicht erreicht worden; viel- 
mehr tritt, wie ehedem in der sich offen als metaphysisch be- 
kennenden Philosophie der Geschichte, so jetzt in der empirisch 
verzierten Spekulation der nie zu vereinigende Gegensatz prin- 
zipieller Anschauungen scharf hervor!). Bei allen Arbeiten dieser 
Gattung stellt sich daher notwendig die Individualität des Autors 
energisch in den Vordergrund. Maß und Umfang der Bildung, 
Art der Weltanschauung, Adel oder Trivialität der Gesinnung, 
Stärke und Schwäche des Charakters sind für die Ergebnisse 
soziologischer Forschung derart von Bedeutung, daß man billig 
vorerst nicht nach dem, was gelehrt, sondern nach dem Lehrer 
tragen sollte?). 
  
de la Grasserie Les principes sociologiques du droit public 1911; 
C.O.Bunge Le droit, c’est la force 1911 88 25ff., 5öff.; Fr. Oppen- 
heimer Der Staat 1907 (Sammlung „Die Gesellschaft“ Bd.14 u. 15); 
derselbe im Jahrb. d. ö. R. VI 1912 S.125ff. und im Handbuch d. 
Politik 1.S.112. Kritische Bemerkungen üher.den eben Genannten . bei 
Menzel im Hdbch. d. Politik I S.37f. Über die ganze, sehr umfang- 
reiche Literatur der Soziologie vgl. das bereits angezogene Werk’ von 
Barth Philosophie der Geschichte, ferner -für Frankreich, Italien, Eng- 
land Ueberweg-leinze a.a.0. 8843, 47, 54, 68; Ludwig Stein 
a.2.0. S.13ff. Einen Überblick über die Entwicklung der Soziologie in 
Deutschland im 19. Jahrhundert bringt Tönniıes Festgabe für Schmoller 
11908 XIV S. 1—42; geschichtliche Darstellungen ferner bei L.Gumplo- 
wicz Grundriß der Soziologie 2. Aufl. 1905 S.3ff. und bei Ad. Menzel 
Naturrecht und Soziologie (Festschrift zum 31. deutschen Juristentag 1912) 
S.5ff. Über die neu erscheinende Literatur berichtet Durkheim, 
L’annce sociologique, seit 1896. Von den anderen hierhergehörigen 
Arbeiten zählen zu den hervorragendsten und tiefstdringenden die von 
Simmel, vgl. außer den bereits angeführten namentlich: Über soziale 
Differenzierung 1890, Einleitung in die Moralwissenschaft 2. Bd. 1892—93, 
Superiority and Subordination as subject matter of Sociologv, American 
Journal of Sociology 11, Chicago 1896, p.167ff., Parerga zur Sozial- 
philosophie, Das Problem der Soziologie, Schmollers Jahrb. 1894 S. 257 ££., 
1301ff. Über das Verhältnis der Soziologie zur Geschichte vgl. Bern- 
heim Lehrbuch S. 94 ff. 
1) Es ist daher nicht zu verwundern, daß in dieser zur Signatur 
heutiger geistiger Tagesmode gehörenden Disziplin neben ernsthaften 
Forschern auch eine aufdringliche wissenschaftliche Halbwelt sich breit 
zu machen strebt. 
2) Eine eingehende Ausführung über die Unzulänglichkeit der sozio- 
logischen Methoden bei Deslandres La crise usw. 1902 S.52ff., der 
S.69 sehr treffend bemerkt: „Sur tous les points, entre les sociologues, 
nous ne voyons qu’oppositions, batailles, explications contradictoires: 
il y a presqu’autant de sociologies qu’il y a des sociologues.“
	        
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