Viertes Kap. Bezieh. d. Staatslelıre z. Gesamtheit d. Wissenschaften. 113
8. Ein weiteres Gebiet der Gesellschaftslehre bieten die poli-
tischen Parteien dar!). Sie’können unter mannigfachen Ge-
sichtspunkten betrachtet werden: so z. B. unter psychologischen,
1) An dieser Stelle muß ich mich mit den kurzen Andeutungen im
Text über eine sozialwissenschaftliche Behandlung der Parteienlehre he-
gnügen. Die bisherigen umfassenderen Bearbeitungen des Gegenstandes
von Rohmer Die vier Parteien 1844, Wachsmuth Geschichte der
politischen Parteiungen alter und neuer Zeit, 3 Bände 1853—-56,
Bluntschli Politik 1875, Stahl Die gegenwärtigen Parteien in Staat
und Kirche 1863, C.Frantz Kritik aller Parteien 1864, v. Treitschke
Hist.-polit. Aufsätze, Parteien u. Fraktionen III 4. Aufl. 1871 S. 427 ££.,
werden sämtlich dem sozialen Wesen der Parteien nicht oder doch nicht
völlig gerecht, da sie hauptsächlich andere Seiten des Parteiwesens er-
örtern. Eine Fülle feiner, aber auch überwiegend historisch-politischer
Betrachtungen bei Merkel Fragmente zur Sozialwissenschaft 1899
5, 82—346. Im Anschluß an den Letztgenannten eingehende Erörterungen
über die Parteien als gesellschaftliche Mächte der Staatsbildung beı
R.Schmidt 1 S.238f£f., die soziale Seite des Parteilebens auch hervor-
gehoben von Paulsen Parteipolitik und Moral 1900 S.14ff. und
F.Enriques La theorie de l’Etat usw. (Rivista di Scienza VI) 1909.
Eine wenig ergiebige Betrachtung über die Parteien im Lichte der
Deszendenztheorie stellt Lütgenau an: Darwin und der Staat 1905
3.149 ff. Das gesamte moderne europäische Parteiwesen behandelt vom
historischen Standpunkt aus mit einer bisher an Umfang nicht erreichten
Stoffülle Seignobos, Histoire politique de l’Europe contemporaine.
Evolution des partis et des formes politiques 1814—1896, 22me &d., Paris
1899 (Seme ed. 1908). Von den Parteien der Gegenwart handeln ferner
in umfassender Weise Lawrence Lowell Government and Parties in Con-
tinental Europe, 2 vol.,, Boston and New York 1896; derselbe Die
englische Verfassung 1913 I S. 425 ff, II S. 1£f.;, Hatschek Eng-
lisches Staatsrecht II 1906 S. 2ff.; Ostrogorski La d&mocratie et
l’organisation des partis politiques, 2 vol., Paris 1903; La d&mocratie et les
partis politiques (1 vol.) nouv. ed. 1912; Democracy and the party system
in the United States 1910; Triepel Unitarismus und Föderalismus 1907
S.88ff.; Stillich Die politischen Parteien in Deutschland, I Die Kon-
servativen 1908, II Der Liberalismus 1911; R.H. Fuller Government by
the people 1908 p. 186 ff., 224 £f.; E.C.Meyer Wahlamt und Vorwahl in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika 1908 S.53 ff.; Hasbach Die moderne
Demokratie 1912 S. 471ff.; Rehm Deutschlands politische Parteien 1912
(mit weiteren Nachweisen S. 94£.); Fr. Meinecke Weltbürgertum und
Nationalstaat 2. Aufl, 1911 S.325£f.;, H.Oncken Lassalle 2, Aufl. 1912
S.225ff.; K. Lamprecht Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangen-
heit und Gegenwart Il 1913 S.43ff.; v. Below u. andere im Handbuch
d. Politik I 1912 S. 374 ff., 11 1912/13 S.1ff. Verschiedene Aufsätze und
Besprechungen in der Zeitschrift für Politik; endlich Beiträge zur Partei-
geschichte, herausgegeben von Adalbert Wahl, seit 1910.
G. Jellinek, Allg. Staatslehre. 3. Aufl. 8