Full text: Allgemeine Staatslehre

444 Drittes Buch. Allgemeine Staatsrechtslehre. 
non tamen desinunt esse cives Romanos!). Diesen Fürsten stehen 
allerdings alle kaiserlichen Befugnisse in ihren Landen zu, so 
daß Baldus erklärt, daß der König in seinem Lande Kaiser 
sei?). Niemals aber steht er aus diesem Grunde dem Kaiser 
gleich, daher noch im 16. Jahrhundert Restaurus Castaldus 
behauptet: Rex Franciae licet etiam de iure non subesset impera- 
tori, non tamen ipse est alter imperator. Ebenso haben zwar 
die unabhängigen Stadtrepubliken die Macht, alle kaiserlichen 
Befugnisse auszuüben, allein dem Kaiser bleibt dennoch gleich- 
sam das nudum ius zurück, das immerhin stark genug ist, um 
den theoretischen Vorzug des Kaisers vor allen übrigen Gewalten 
auch fernerhin noch zu begründen. 
Überdies aber ist dem Kaiser ein unbezweifeltes und für 
jene Zeit nicht zu unterschätzendes Recht verblieben. Nur er 
kann den Königstitel verleihen und damit die Privilegien, welche 
die herrschende Rechtslehre mit diesem Titel verknüpft®). Noch 
Karl der Kühne von Burgund bemühte sich vergebens, von 
Friedrich III. die Königswürde zu erlangen®). Deshalb ragt der 
Kaiser auch unbestritten über die Könige empor, die, ihm den 
Majestätstitel geben, ohne ıhn von ihm zu empfangen. 
In Frankreich aber verschmilzt die Auflehnung gegen den 
Reichsgedanken mit dem Gedanken der staatlichen Unabhängig- 
keit von der Kirche. In dieser Hinsicht verfolgte der König aller- 
dings nur Tendenzen, die schon in den alten französischen Rechts- 
büchern als Rechtsüberzeugung der Franzosen ausgesprochen 
waren. „Li roy ne tient de nului fors de Dieu et de lui‘‘5), 
  
und Städte bei Restaurus Castaldus (f 1564), Tractatus de Imperio, 
qu. LII—-LIV (in: Tractatus illustrium Ictorum de dignitate et potestate 
seculari, t. XV], Venetiis 1584). 
N 1.c.Nr. 6. 
®) Ad L.7 C. de prob. 4, 19. Diese \Vendung kehrt in der fran- 
zösischen Literatur konstant wieder. So z.B. schon Somme rural IIi 
p- 646 (ed. Le Caron 1603): „Le Roy de France qui est Empereur en 
son Royaunie peut faire ..... tout et autant que & droict Imperial 
appartient.“ 
3) Vgl. Pfeffinger Vitriarius illustratus I p. 424 ff. 
*) Es war bereits alles für die feierliche Krönung hergerichtet, als 
der Kaiser sich heimlich entfernte. Pfeffinger I p.706. Vgl. auch 
Bryce The Holy Roman Empire 11th ed. 1892 p. 250£. 
°) Etablissements de Saint Louis, ed. Viollet t.I p.283, II 135, 
III p. 4? und an anderen Stellen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.