Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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(A.) unter den Kopf, stellt das Bett in die Richtung der Dielenbretter 
(Nd.), des Hauptbalkens der Stube (Nd. 724), mit seinem Fußende 
nach der Haustür zu (Ob. 7247), heizt den Ofen (Cr.). Der den 
„Bösen“ hat, kann nur sterben, wenn ihm Dünger unters Kopfkissen 
gesteckt wird (Gro., Gey., St.). Liegt ein Toter mit seinem Kopfe 
nach der Stubentür zu auf dem Boden, so hat er ein Bündnis mit 
dem Teufel gehabt; denn nachdem das Bemühen des Teufels während 
der letzten vierundzwanzig Stunden des Sterbenden einen neuen Ver- 
bündeten im Hause zu gewinnen, vergeblich gewesen ist, haben beide 
miteinander gerungen (A.). Während der Sterbestunde tanzt ein Hase 
vor dem Hause (Gd., M.). Für die Ruhe des Verstorbenen zu wirken 
und alles zu tun, was seine Wiederkehr verhindern kann, gilt weithin 
als erste Pflicht nach eingetretenem Tode. Türen und Fenster werden 
geöffnet, damit die Seele ungehindert entfliehen kann (v. 725). Bei 
dieser Gelegenheit meinen viele mit großer Bestimmtheit, die entweichende 
Seele auch sinnlich wahrnehmen zu können; denn man höre in diesem 
Augenblicke ein Rauschen und Flattern wie das eines Vogels, das Ge- 
räusch wie von einer über die Stube laufenden Katze. In O. konnte 
ein ein Jahr lang krankes Kind nicht „ersterben". Deshalb bedeckte man 
es mit dem Brautkleid der Mutter, legte ihm ein Gesangbuch unter 
den Kopf und öffnete, damit die Seele entfliehen könne, den Dachschieber. 
Das Kind blieb leben und erfreut sich heute der besten Gesundhbeit. 
Als Anhang findet sich zuletzt der von mir in den „Mitt. d. V. f. s. V.“ 
mitgeteilte Haussegen, und den Himmelsriegeln voraus geht der 
Traum der heiligen Jungfrau. 
Jesus Christus, Gottes Sohn und reiner Jungfrau Maria. Als die heilige 
Jungfrau Maria zu Bethlehem auf dem Berge eingeschlafen war, kam zu ihr der 
Engel Gottes, ihr lieber Engel und sprach zu ihr: 
Van allerliebst Mutter, schläfst du oder wachest du? 
ie sprach: 
Ich habe geschlafen und du hast mich gewecket und hat mir erschrecklich geträumet. 
Ich habe gesehen, als wärest Du im Garten gefangen, mit Stricken gebunden, 
von Kaiphas zu Pilato, von Pilato zu Herode geführt worden, daß sie dein heiliges 
Haupt geschlagen, mit Dornen gekrönet, dich aus dem Richthause geführet, Holz auf 
deine heiligen Schultern gelegt, aus der Stadt auf den hohen Berg geführet und 
an das Kreuz geschlagen haben, so hoch, daß ich dich nicht habe erreichen können. 
Deiue heilige Seite wurde durchstochen, daraus Blut und Wasser geflossen 
und auf mich getropfet hat, darnach dich vom Kreuze abgenommen, in der Erde 
Schoß wie einen Toten gelegt und begraben, daß mir aus großen Schmerzen 
das Herz hätte mögen zerspringen. 
Jesus sprach darauf zu ihre: 
Meine allerliebste Mutter, es ist dir ein wahrhafter Traum vorgekommen. 
Wer an diesen Traum gedenket oder bei sich tragen wird, der wird von 
allen bösen Sachen befreit werden und wird nicht jählings sterben, auch nicht ohne 
Empfang des heiligen Sacraments aus dieser Welt scheiden. 
Ich und du, liebe Mutter, werden bei seinem letzten Ende sein und seine 
Seele in das Himmelreich einführen. 
*½ 
Das Titelbild zeigt den Herrn als Kinderfreund mit der überschrift: 
Im Namen Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes, Gottes des heiligen Geistes, 
Ein einiger Gott, Amen.
	        
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