Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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fehlt, vielfach nicht mehr benutzt wird, da ein Bäcker fast in jedem 
Dorfe vorhanden ist. In neue Güter wird kein Backofen mit eingebaut. 
In ganz alten Gütern reichte er ins Stüwel hinein, und so gab seine 
Wärme einen zweifachen Nutzen. Auch legte man sich auf die flache 
Decke desselben gerne schlafen. Eine solche Anlage habe ich nicht mehr 
gefunden, wohl aber fand ich noch Backöfen im Schuppen gelegen, so 
in Schönfeld und Cranzahl. Neben dem Backofen deckt eine Falltür 
den Eingang zu dem halbkreisförmig gewölbten, gewöhnlich ganz 
finsteren Keller, dessen Boden natürliches Gestein bildet oder mit wilden 
Platten belegt ist. Der Kellereingang ist auch im Stüwel oder im 
Hausflur gelegen, z. B. in U., N., Ma., Or., Gey. Die Kellertreppe 
besteht gewöhnlich aus roh zugehauenen Bruchsteinen. Selten sind 
in den Fels gehauene, außerhalb des Hauses gelegene Kelleranlagen. 
Links vom Hausflur, der Wohnstube gegenüber, liegt der Stall, 
dessen Decke, gleich der des Hausflurs, nur aus einer einfachen Brett- 
lage über den Balken besteht und nur in größeren Gütern gewölbt 
ist. Zum Schutz gegen die Kälte wird die Tür desselben gern mit 
Strohbändern umflochten, wie auch aus gleichem Grunde die Wohnstuben- 
tür mitunter ein dickes Polster auf ihrer Außenseite trägt. Durch 
einen Plattengang, zu dessen beiden Seiten das „Sudelgeiß“ läuft, 
wird der Stall in eine vordere und hintere Hälfte geteilt. Dem Ein- 
gange vom Hausflur aus gegenüber oder links in der Ecke liegen der 
Ziegen= und Schweinestall mit darüber befindlichem Hühnerhaus, links 
stehen die Kühe und rechts neben der ins Freie führenden Stalltür die 
Pferde und das Jungvieh, immer mit den Köpfen gegen die Gebäude- 
langseiten und die Fenster gerichtet. Enten und Gänse sind in irgend 
einer Ecke untergebracht oder auch unter der Treppe im Hausflur. In 
einem Gute fand ich im Hausflur sogar noch Gelasse für das Jung- 
vieh. Alle Geräte zum Beschicken, sowie zur Reinigung der Tiere und 
des Stalles sind in diesem mit untergebracht, teils auf Stangen ge- 
stellt oder aufgehängt. Neben dem Stalleingang stehen im Hausflur 
das Brühfaß und der Stampftrog. Durch ein in der Stallumfassung 
angebrachtes Stallloch wird der Dünger direkt nach der Düngerstätte 
hinausgeschoben. 
Nur in ganz alten und einfachen Wirtschaften dienen zur Be- 
schickung des Viehs noch „Holzschäffel“, die neben vereinzelt. aufgestellten 
granitenen Steintrögen bis in die 60er Jahre allgemein im Gebrauch 
waren, wovon das Stück von ca. 40 cm Höhe und 60 cm Durchmesser 
in den 40er Jahren durchschnittlich 45 Pf. kostete. Zementtröge oder 
solche aus Steinzeug finden jetzt immer größere Verbreitung, wie auch 
die Holzkrippen immer mehr und mehr durch eiserne oder solche aus 
Steinzeug ersetzt werden. Wenn sich hier und da auch noch hölzerne 
leiterähnliche Raufen vorfinden, so kamen doch schon in den 60 er Jahren 
eiserne korbförmige Raufen auf. Jetzt bleibt die Raufe häufig ganz 
weg, da man Kopffütterungsstände einführt. 
Vom Hausflur aus führt neben der Stallscheidewand eine hölzerne 
Treppe mit der Richtung nach der Tiefe des Gebäudes, vereinzelt auch
	        
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