Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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so kommt ein Bund mit dem Herzallerliebsten zustande; entfernen sie 
sich aber, so löst sich ein geknüpftes Verhältnis (A., Wo., Cr. 336). 
Die Stelle der Nußschalen vertreten auch Korkstückchen. Man schneidet 
zwei Papierpfennige auseinander und legt sie ins Wasser. Kommen 
zwei Hälften zusammen, so steht eine Bekanntschaft oder Verlobung in 
Aussicht (Bä.). 
Apfel abschälen. Ohne abzusetzen schält das Mädchen einen 
Apfel und wirft die Schale hinter sich. Die sich ergebende Verschlingung 
wird als Monogramm des Zukünftigen gedeutet (allg. 347). Dieses 
Orakel befragt man zu jeder Zeit. 
Baumschütteln. Nachts zwölf Uhr schüttelt man ein bestimmtes 
Bäumchen im Garten oder auf einem Kreuzwege und spricht dabei: 
„Liebes Béumlein, ich schüttle dich, 
Sende den, der liebet mich. 
Und will er sich nicht stellen, 
So mag doch nur sein Hündlein bellen“ (Kl., A.). 
„Liebes Bäumlein, ich schüttle dich, 
Feins Liebchen, melde dich. 
Willst du aber dich nicht melden, 
So laß dein Hündlein „bellten““ (Schl. 365). 
Die Gegend, wo Hundegebell ertönt, gibt den Wohnort des zu- 
künftigen Schatzes oder den Ort des einstigen Hausstandes an. Nach 
jenem fragt auch das Verschen: 
„Liebes Bäumlein, ich schüttle dich. „Bäumchen, ich rüttle dich, 
Wo mein Schatz geht aus und ein, Bäumchen, ich schüttle dich, 
Melde sich ein Hündelein“ (A.). Schatz, wo du bist, 
So meldst du dich!“ (Mau.) 
Ist das Hundegebell sehr nahe, so wohnt der Zukünftige im Orte 
(Ne.). Bellt kein Hund, so bleibt der Freiersmann noch ein Jahr lang 
aus (Ne.). Man wirft ein Stück gestohlenes Holz über den Baum. 
So oft darauf ein Hund bellt, so viele Jahre sind es noch bis zur 
Hochzeit (Ehr.). Wie der Baum, so wird auch der Erbzaun, die 
Wäschestange, der Kreuzweg eine Orakelstätte. 
„Erbzaun, ich rüttle dich, 
Feins Liebchen, ich bitte dich, 
Du wollst lassen e Windel wehn, 
E Hahnel krehn, 
E Hihnel beiln, 
Wo mein Herzliebster mag weil'n“ (A.). 
„Rüttle, rüttle, Zäunelein, 
Wo wird bellen ein Hündelein, 
Da wird gehen mein Schatz aus und ein“ (Bä). Vgl. W. 367. 
Das Mädchen mißt mit der Breite seiner Schürze den Zaun: so viel 
Latten übrig bleiben, um so viele Jahre verzögert sich die Hochzeit (Schl.).
	        
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