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Laß sehen in der Nacht mein' zukünftgen Gemahl.
Soll ich mit ihm leiden Not,
Laß — — — — — — Hand (wie oben) (A., Kö.).
In seinen Gebärden, wie er geht auf Erden.
Soll ich mit ihm leiden Not,
So — — — — — — Hand (wie oben) (NA.).
Oder: Ach lieber Herr Andreas mein,
Laß mir erscheinen den Herzallerliebsten meinen.
Laß ihn erscheinen ohne Lachen und Weinen.
Soll ich leben mit ihm im Notstand,
So zeig ihn mir mit einem Glas Wasser in der Hand.
Soll ich mit ihm leben im Mittelstand,
So zeig ihn mir mit einem Glas Bier in der Hand.
Soll ich mit ihm leben im Wohlstand,
So zeig ihn mir mit einem Glas Wein in der Hand (W.).
All die Worte müssen andächtig gesprochen werden, jedes Ver-
sprechen dabei trägt eine Ohrfeige von unsichtbarer Hand ein. Auch muß
das vielleicht sonst gebräuchliche Abendgebet wegfallen (360).
Ferner zeigen bestimmte Brunnen auf ihrem Spiegel das Bild
des Ersehnten (M., Schl. 3567), walten doch im Wasser nach der Auf-
fassung des Deutschen geheimnisvolle Geister. Vgl. Seite 49.
Geht das junge Mädchen rückwärts durch die Schlafstubentür,
so träumt es von „Ihm“ (Or.), stellt es sich nackt vor den Spiegel,
so erscheint sein Bild darin (Har.).
Wenn nun auch die jungen Mädchen sich in der Erforschung zu-
künftiger Heiratsfälle am fleißigsten zeigen, so befragt doch auch das
männliche Geschlecht viele der angeführten Liebesorakel, steht doch mancher-
orten der Erbzaun nur den jungen Burschen Rede und Antwort, die
die Vornamen ihrer Bäter tragen (Wo., Zw.). Hinter all den kindlichen
Scherzen steckt der naive Wunsch, hinter den Schleier der Zukunft zu
blicken. Natürlich benutzen junge Burschen und Mädchen auch eigentliche
Losbücher, die mit ihren willkürlich nach einem praktischen Zweck erfun-
denen Fragen und Antworten sichere Auskunft geben (Vgl. W. 354).
St. Nikolaus (6. Dezember).
Als vorbereitende Weihnachtsboten erscheinen der St. Niklas,
Knecht Ruprecht? und das Bornkinnel, dieses in Gestalt eines weiß-
1) Für die Gestalt des Knechtes Ruprecht hat die Forschung mehrere Erklä-
rungen. Hruodperaht, d. h. Ruhmespracht war ein Beiname Wodanus, der, wenn er
als solcher erschien, von seinem sturmschnellen Rosse herabgestiegen war und statt des
flatternden Wolkenmantels einen Zottelpelz trug, statt des gewaltigen Speers eine
Beas, Deas, Meas,
Heiliger St. Andreas,
Ich bitte dich durch Gott,
Laß mich sein dein Verbot.
Laß mir erscheinen den Herzallerliebsten meinen
In seiner Gestalt, er sei jung oder alt,