Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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bedeuten Glück und Freude, Verdruß und Krankheit, günstigen Haus- 
stand, Reichtum, Trauer, einen Gevatterbrief, einen Mann, ein Kind. 
Greift die Wißbegierige in die leere Tasse, so ist das ein Zeichen, daß 
ihr im kommenden Jahre nichts von irgendwelcher Bedeutung bevorsteht 
(B., A., Th., Ehr., Gey., Ge., Mau.). Andere benutzen dazu helles 
und trübes Wasser, eine Porzellanpuppe und einen Schlüssel mit der 
Bedeutung: Glück, Unglück und Tränen, ein Kind, Ehestand (A.). Noch 
andere legen auf den Tisch unter umgestürzte Näpfchen Salz, Brot und 
Geld. Die um ihre Zukunft besorgte Person stellt sich an die Stuben- 
tür, mit dem Gesicht nach ihr gewendet, und hebt, nachdem man die 
Näpschen vertauscht hat, eins davon auf. Das Geld bringt Reichtum, 
das Brot gute Nahrung für die nächste Zeit, das Salz Widerwärtigkeiten 
im kommenden Jahr (A). Auf vier Apfel schreibt die Verliebte die 
Namen begehrenswerter Freier; die im Finstern ergriffene Frucht be- 
zeichnet den Zukünftigen (Mau.). So oft der an einem Haar der 
Fragerin befestigte und in ein Glas Wasser gehaltene Erbring anschlägt 
(v. 3687), der befragte Erbtisch sich neigt (A., Ehr.), die Erbbibel, die 
mit einem Erbbande kreuzförmig verschnürt am Erbschlüssel hängt, sich 
dreht, so viele Jahre bleibt das Mädchen ledig (v.). Das Mädchen 
bindet einen Brautkranz, einen Leichenkranz und ein Gevattersträußchen 
und wirft damit auf einen Baum. Das Hängenbleibende enthüllt ihr 
Geschick im kommenden Jahr (Gey.). Oder sie legt die drei Gewinde 
in eine Schüssel und greift darnach (A.). 
Um zu erfahren, ob eine reiche Ernte bevorstehe, wird der Ofen- 
topf oder ein anderes Gefäß bis zu einem bestimmten Strich mit Wasser 
gefüllt, das über Nacht stehen bleibt. Ist das Wasser am ersten Feier- 
tagsmorgen über den Strich gestiegen, so tritt das Gewünschte ein, ist 
es gefallen, so steht Mißwachs bevor (M. 329). Man schüttet ver- 
schiedene Getreidearten in je eine Schüssel mit Wasser. Die Schüssel, 
die am Morgen die meisten Bläschen zeigt, gibt für die in ihr liegende 
Getreideart den reichsten Ertrag an (A., Kl. 329). Oder man legt in 
eine Schüssel zwei Stäbchen kreuzweis übereinander und schüttet in 
die vier Viertel verschiedenen Samen. Der am meisten gequollen, wird 
am besten gedeihen (A. 3297). Vermehrt sich das auf den Teisch ge- 
schüttete Getreide bis zum Morgen, so kommt ein reiches Jahr, wenn 
nicht, ein geringes (H. 329). Auf die vier Ecken des Tisches werden 
Salzhäufchen gesetzt, entsprechend den vier Jahrzeiten. Ist das erste 
früh eingefallen, so kommt ein schlimmes Frühjahr, wenn das zweite, 
ein nasser Sommer, das dritte, ein kalter Herbst, das vierte, ein strenger 
Winter (Kö. 329). Entsprechend den zwölf Monaten zerschneidet man 
eine Zwiebel in zwölf Teile, streut Salz darauf und läßt sie über 
Nacht liegen. Je nach der angezogenen Feuchtigkeit wird der einzelne 
Monat mehr oder weniger feucht werden (Kö., Kl., Mau., Gey. 329). 
Sturm in der Christnacht ist eine gute Vorbedeutung für flotten 
Geschäftsgang (Ma.). „Ist zu Weihnachten viel Wind, im kommenden 
Jahr voll Obst die Bäume sind“ (A. 2657). Das verkündet auch starker 
Schneefall (Ge.). Ein sternenreicher Christnachthimmel (v.), große
	        
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