Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Unruhe der an diesem Abend eingesperrten Tauben (St.) verheißen 
reichen Körnerertrag. Die Einnahme kleiner Geldsorten am h. Abend 
kündet Reichtum (W.). Wer etwas Wertvolles findet, bekommt eine 
Liebe (Schw.). Wer ein fremdes Mädchen küßt, hat Vaterfreuden zu 
erwarten (Gey.). Der bei jemandem am h. Abende Anklopfende ruft 
den Tod in die Familie desselben (Gey.) oder Unglück (Th.). Bleibt 
eine Wäscheleine die Nacht hindurch in einem Garten hängen, so erhängt 
sich iemand (Gey.). Werden die Vorhänge zugezogen, so geschieht ein 
Unglück (A.). Bekommt ein Kind Schläge, so fehlt's daran im kommenden 
Jahre nicht (Kl.). Finger= und Fußnägel verschneidet man sich kreuz- 
weis, d. h. erst die linke Hand, dann den rechten Fuß, darauf die rechte 
Hand und den linken Fuß (Ehr. S87). Gelingt es einem, an jedem der 
drei h. Abende etwas zu entwenden, so kann er das ganze Jahr hin- 
durch ungestört Holz und Gras aus dem Walde holen, der Förster be- 
trifft ihn nie (Ri. 75°). Rinder und Pferde unterhalten sich weissagend 
miteinander um Mitternacht, doch künden sie dem Horcher nur Unglück 
und Tod an (M. 75). Springt eine Glocke beim Christlauten, so kommt 
Krieg und teure Zeit (H.). 
Soll der Segen im Hause wohnen bleiben, so darf am 
h. Abende nichts verborgt werden (He., Zwö., Schl. 74), vor allem kein 
Licht (J.). Der Borgende bringt sich selbst Unglück (Schw.). Und 
doch, wer an der Wirtschaft eines anderen teil haben will, borgt sich 
von diesem irgend etwas (Schw., B.) oder sucht ein Licht an einem 
fremden anzuzünden (B., Th. 625°). Doch kommt er bei solchen Ver- 
suchen bei denen, die den Brauch kennen, schief an. Auch bringt er sich 
in den Geruch, ein Bündnis mit dem Teufel zu haben oder eine Hexe 
zu sein wie der, der am h. Abend Geld wechseln kommt. Ist man ge- 
zwungen gewesen, dem Willen eines solchen zu willfahren, so legt man 
das gewechselte Geld in ein Glas und bedeckt dieses mit einem Gesang- 
buch, sonst gehen die Münzen zurück (Ar., Ehr. Seite 135). Der an 
den drei h. Abenden zuerst Aufstehende macht an alle Türen drei Kreuze, 
um den Leuten, die dem Teufel verbündet sind, die Macht über den Haus- 
stand zu nehmen (Ar., Ehr.). Gegen Einbruch schützen drei am h. Abende 
auf die Dielen des Oberbodens gezeichnete Kreuze (Th.). Geht am h. 
Abend das Feuer im Stubenofen aus, so tritt Geldmangel ein (A., Ra., 
Ehr.), der aber ausbleibt, wenn am Morgen die Holzstücke noch glimmen 
('8). Unter dem Heiligabendläuten werden die Schlösser geschmiert, 
welches Beginnen Reichtum bringen soll (Kl.). 
Eine Reihe weiterer Gebräuche zur Beförderung des Hausstandes 
umranken die von bedeutungsvollem Zauber umgebene Abendmahlzeit, 
die in der Volksanschauung eine wichtige Stellung einnimmt und vieler- 
orten dem h. Abende erst die rechte Weihe gibt. Zu Weihnachten wird 
mehr als an jedem anderen Feste gegessen, ein deutlicher Hinweis auf die 
alten Opferschmäuse, die endlosen Gelage, die sich an die Seelenspeisungen 
anschlossen. Bis 6 Uhr muß das Essen auf dem Tische sein, denn mit 
dem ersten Glockenschlag beginnt das Heiligabendgebet (v.). Dabei reichen 
sich die Familienglieder gegenseitig die Hände mit dem Gedanken an eine
	        
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