— 154 —
gleiche Vereinigung am nächsten Fest. Verliest der Hausvater das Gebet, so
steht er außerhalb der Kette (Gey., Joh.). Wer sich im Gebet verspricht,
muß in kurzer Zeit sterben (v. 315*). Die Mahlzeit selbst besteht nach
weithin geübtem, fast allgemeinem Brauche aus sieben- oder neunerlei
Speisen (78). Im Heiling O'mdlied heißt es: „Mr hoom a Neinerlee
gekocht, — A Worscht un Sauerkraut, — Mei Mutter hoot sich o'ge-
plogt, — Die ale gute Haut!“ Und ein anderer Dichter singt:
Dr Sauerkraut un Weihraachduft
Dorchzieht dos ganze Haus,
Dos is de rachte Weihnachtsluft
Ben Heiling O'mdschmaus.
Fei Marzepa gibt's bei uns net
Un anneres Gelack.
De Ku'ng un Stoll'’n sei aa net fett
Un machen kane Flack.
Dos Neinerlá hoot fu geschmeckt,
Ka Rast in Schisseln stiht.
Eh nu dr Tisch ward ogedeckt
Sing mre Weihnachtslied.
Die Auswahl der Speisen ist nicht überall gleich. Am meisten
wiederholen sich Linsen oder Erbsen, Sauerkraut mit Bratwurst oder
Schweinebraten, Klöße, Salat von Kartoffeln, Kohlrüben oder roten
Rüben, Hering mit Apfelsalat, Hirse oder Grützebrei und gebackene
Pflaumen, bei Bessergestellten Karpfen. Jede ist bedeutungsvoll. Linsen,
Erbsen und Hirse bringen Geld (allg. 126). „Hat zum h. Abend der
Hirsen geschmeckt, das ganze Jahr Geld im Beutel steckt“ (Frk.). Je
mehr man davon ißt, desto reicher wird man (Ri.). Soviel Körnchen,
soviel Mark (Joh.). Man ißt deshalb Hirse oder Linsen (632) neben
Semmelmilch (= „h. O'mdstruh“") auch an den beiden anderen h. Abenden
(Th., Zwö., B.). Die Linsen dürfen nicht sauer sein, sonst wird einem
das Leben sauer (A.). Klöße bedeuten Taler (v.). Ißt man einen
Schuppenfisch, so mangelt es ebenso nie an Geld 622). Die Schuppen
legt man in die Geldbörse (Ho,). In Zi. ißt man auch Erbsen, Linsen
und Hirse nacheinander, denn sie bringen Gold-, Silber= und Kupfergeld.
Buttermilch vertreibt Kopfschmerzen (Kl., P. 78), bewirkt Schönheit
(Nd.), läßt die Spitzen weiß bleiben (R.). Rote Rüben verleihen
rote Backen (A. 78). Saure Speisen, mancherorten auch das Sauer-
kraut, lassen den Esser das kommende Jahr sterben (Po., Mau., N.).
Andere wieder essen drei Tage zuvor an jedem Abend Sauerkraut, da-
mit kein hartes Jahr komme (A.). Gemieden werden, wenn auch nicht
übereinstimmend, Suppe; denn diese läßt die Nase tropfen (Ehr.), ganze
Kartoffeln und Erbsen, beide Speisen erzeugen Ausschlag und Beulen
(So., A. 745). Schwarzbeeren bringen Trauer (Mau.). Neue Messer
und Gabeln dürfen nicht auf den Tisch kommen (Br.). Kommt ein
aufgeschnittenes Brot oder ein angeschnittenes Stückchen Butter (A., Th.)
oder das letzte (Br., Gey. 293) auf den Tisch, so zieht Nahrungsmangel
ein. Weil das in der Weihnachtswoche gebackene Brot Zauberkräfte