Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Kopfschmuck bilden „Kronen“, 40 —50 em hohe, mit Goldpapier über- 
zogene, am oberen Rande ausgezackte und mit Silberpapier umränderte 
Pappröhren, deren unterer Rand mit flimmernden Erzstückchen beklebt 
ist, über denen sich außer einer Reihe kleiner Spiegel noch mehrere 
Reihen bogenförmig gehängter Glasketten herumziehen. Die Vorderseiten 
der Kronen zeigen, da sie durch ein im Innern befestigtes Licht erleuchtet 
werden, entweder eine mit buntem Seidenpapier verklebte ausgeschnittene 
Inschrift, zJ. B. „Ehre sei Gott in der Höhe!“ oder einen Stern, einen 
Engel u. ä. Wie die Knaben, — es sind die Chorknaben, meist zehn — 
so tragen auch die Mädchen, in der Regel in gleicher Anzahl, auf ihren 
weißen Kleidern rote Schärpen, nur etwas schmäler und von der rechten 
Schulter zur linken Seite. Ihre Kronen ähneln den richtigen Kronen. 
Sie sind ungefähr 25—30 cm hoch, mit Goldpapier beklebt und mit Glas- 
ketten reich behängt. Den Abschluß nach oben bildet der Reichsapfel 
oder ein Szepter. Kurz vor sechs Uhr holen der Geistliche und der 
Kantor die Kinder aus dem nahe der Kirche gelegenen Gasthofe, wo sie 
mit Punsch und Stollen bewirtet wurden, ab und ziehen paarweise in die 
Kirche. Vor dem Eintritt in dieselbe werden die Lichter in den Kronen 
angezündet, sowie all die zahlreichen Lichtchen, die die Dorfjugend auf 
blankgeputzten Leuchtern mit in die Metten bringt. Die Feier eröffnet 
der Choral: „Jauchzet, ihr Himmel —“. Hierauf verliest der Geistliche 
das Weihnachtsevangelium, das, wie schon erwähnt wurde, an geeigneten 
Stellen durch passende Lieder und Choräle unterbrochen wird. Auf die 
Vorlesung folgt die Weissagung (Jes. 9, 1 ff.), die ein Knabe durch den 
Gesang der Worte: „Höret an von Christo die Weissagung des Jesaias 
im 9. Kapitel!“ einleitet. Die Weissagungen selbst singen Knaben und 
Mädchen gemeinsam, bez. wechselsweise vom Chore aus. Nun folgen 
einige Gesänge, darunter immer „Den die Hirten lobten sehre“, und 
nach einer kurzen Ansprache des Pfarrers schließt die Feier mit dem 
Gesange der 10. Strophe des Liedes „Dies ist der Tag —“ „Jauchzt, 
Himmel, die ihr ihn erfuhrt —“. 
In Grü., wo die Christmetten um 5 Uhr früh beginnen, folgt dem 
Eingangsliede der Gesang des Ouem pastores, das versweise von vier 
Kinderchören, von denen je einer auf dem Chore, zu beiden Seiten des 
Altars, auf den beiden Emporen steht, gesungen wird. Hierauf stimmt 
die Gemeinde nach der Predigt einen zweiten Choral an, und unterdes 
finden sich die Chöre auf dem Altarplatze ein, wo ein Knabe und ein 
Mädchen, die beide vortreten, in Frage und Antwort das Weihnachts- 
evangelium vortragen. Dazwischen erklingen Lieder und Choräle, die 
teils alle, teils einzelne Kinder singen. Dann schließt der Gottesdienst 
in der allgemein üblichen Weise. 
Vor 20—25 Jahren begannen die Christmetten in Lauter früh 
5 Uhr mit dem Einzuge von ungefähr 20 festlich gekleideten Kindern, 
Knaben und Mädchen, und zwar unter Glockenklang und dem Gesang: 
„Vom Himmel hoch, da komm' ich her —“. Während die Knaben nur 
in ihren Sonntagskleidern gingen, trugen die Mädchen weiße Kleider mit 
Blatt= oder Rosenranken und bunten Schärpen und Kränze auf den
	        
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