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Köpfen, die, je nach dem Inhalte des Gedichtes, das das einzelne Kind
zu deklamieren hatte, aus Rosen, Buchsbaum, Myrten oder anderen
Blumen bestanden. Die Gedichte wurden auf einer kleineren geschmückten
Erhöhung vorgetragen, die sich neben dem in der Mitte des Altarplatzes
stehenden Christbaume befand, um den herum sich die Kinder auf den
aufgestellten Bänken niederließen. Großer Wert wurde auf die Gesten
des deklamierenden Kindes gelegt. — Jetzt werden die Metten abends
um 8 Uhr abgehalten. Den Anfang bildet die Deklamation des Liedes:
„Vom Himmel hoch —“ durch ein Mädchen. Hierauf betreten die
übrigen Kinder, gekleidet wie ehedem, mit brennenden Wachsstöcken und
mit dem Gesange des Liedes: „Vom Himmel hoch —“ die Kirche.
Nach der Deklamation eines zweiten Gedichtes spricht der Geistliche
einzelnes aus den Responsorien und Intonationen, begrüßt die Gemeinde
und verliest, nachdem die Gemeinde ein Weihnachtslied gesungen hat,
die Geburtsgeschichte des Herrn, die an geeigneten Stellen durch den
Gesang eines passenden Liedes oder die Deklamation eines Gedichtes
unterbrochen wird. Solche sind: „Dir, kleines Bethlehem, erklang des
heillgen Sängers Lobgesang —"“, „Hosianna, Davids Sohn, kommt in
Zion eingezogen —“, „Ehre in der Höhe hoch —“, „Fest aller heiligen
Feste —“, „Es ist ein Rof’ entsprungen —“, „Alle Jahre wieder —“,
„Stille Nacht —“, „O du fröhliche —" u. a. Dazwischen singen zwei
oder drei Knaben vom Chore aus die Weissagung (Jes. 9, 1 ff.) und
mit dem Gesange eines Weihnachtschorales schließt die Mette, die ge-
wöhnlich bis ½10 Uhr dauert.
Ein dramatisches Gepräge haben die um 5 Uhr früh beginnenden
Cbristmetten in Satzung. Während es noch läutet, kommen aus der
Sakristei Engel, Hirten, Maria und Joseph im feierlichen Schritt ge-
zogen und nehmen auf den um den Altarplatz herum aufgestellten
Bänken Platz. Die Engel tragen weiße Kleider, Perlenkronen und
Schärpen, der Verkündigungsengel außerdem noch goldene Flügel. Die
Hirten sind angetan mit Hose und Hemd, auf dem die rotgestrickten
Hosenträger kreuzförmig aufliegen. Ihre Köpfe sind mit grünen, un-
gefähr 40 cm hohen Papphüten in Zylinderform bedeckt, deren oberer
Rand gezackt ist. In den Händen haben die drei Hirten als Geschenke
für das Christuskind einen Hirtenstab, ein Schäfchen und eine Schalmei.
Joseph trägt einen langen Mantel und eine Laterne, Maria ein weißes
Kleid. — Nach dem Eingangsliede, gewöhnlich: „Ich freue mich in
dir" — (s. Gesgb. No. 43) verliest der Geistliche das Weihnachtsevan-
gelium, das alsdann dramatisch dargestellt wird. Die drei Hirten treten
auf die Altarstufen, der rechte und linke legen sich zum Schlafe nieder,
der mittlere wacht. Mit den Worten: „Auf, Simon, Elieser! Was
ist das für ein Stern voll Pracht, der über Bethlehem dort steht!“
unterbricht er den Schlaf der beiden, wobei er nach einem an der Orgel
angebrachten Sterne weist, der in eine 1½ m hohe Holztafel geschnitten,
mit gelbem Papier verklebt und durch Lichter erleuchtet ist. Hierauf
unterhalten sich die Hirten über die Zustände im Reiche Juda, bis ihnen
der Engel der Verkündigung erscheint. Die Hirten eilen zur Krippe