Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Friedhofe. Vor ihrem Auftreten werden die Engel, in der Regel 
7 Knaben und 7 Mädchen, in der Pfarre bewirtet und ziehen hierauf 
mit dem Geistlichen an der Spitze in die Kirche. In H. versammeln 
sich die Konfirmanden und Konfirmandinnen vor der Schule und gehen 
von hier unter dem Gesange der 11.—15. Strophe des Liedes „Zions 
Tochter, sei erfreut“ (Zw. Ges. No. 30) in die Metten. In Schl., 
Ob. singt ein Mädchen die Weissagung vom Chore aus, in Schn. an 
gleichem Orte gewöhnlich ein Chorknabe, dem dazu ein großes Weih- 
nachtslicht leuchtet. Sein Gesang beginnt mit der Ankündigung: „Höret 
an von Christo die Weissagung!“, worauf die Textworte Jes. 9: „Das 
Volk so im Finstern wandelt —“ folgen. Damit hat die Feier ihren 
Höhepunkt erreicht. Von mehreren Chören werden die Weissagungen 
auch in Gey., Sch. und Grünhain gesungen. In Mw. singt sie immer 
die älteste Konfirmandin vom Altarplatze aus, in J. stellen sich die Kinder 
dazu hinter dem Altar auf. 
Weithin üblich ist, daß die Mettenbesucher mit Lichtern oft auf 
blankgeputzten Leuchtern in die Kirche ziehen. Das Mettenlicht darf 
nur daheim angezündet und ausgelöscht werden. Verlischt es auf dem 
Hinwege, so wird es in der Wohnung noch einmal angebrannt (.). 
Das Verlöschen kündet seinem Träger den Tod im kommenden Jahr 
(H.). In Schl., Ob., Gey., Bä., Ne. bringen die Kirchgänger auch 
die auf Seite 161 erwähnten Lichterhäuschen mit. Bis zur Renovie-= 
rung der Schneeberger Kirche in den Jahren 1896—1898 erschienen 
die Bergleute daselbst mit ihren Blenden und den in Form und Ein- 
richtung schon im Altertum vorhanden gewesenen Grubenlichtern, die 
einen entsetzlichen Geruch und Qualm verbreiteten und deshalb auch 
fortab verboten wurden. In J. versammeln sich die Mitglieder der 
Berg-, Knapp= und Brüderschaft — 1895 waren es 29, von denen 
nur 2 noch angefahren waren — vor dem Hause des „Ladenvaters“ 
und ziehen in Bergmannskleidung mit brennenden Grubenlichtern unter 
den Klängen des Bergmannsmarsches bis zur Pfarre, um den Geistlichen 
in die Metten abzuholen. Nachdem dieser von den beiden, die links 
und rechts neben ihm an der Spitze des Zuges marschierten, mit 
brennenden Grubenlichtern um den Altar herumgeführt worden ist, 
treten alle ohne Lichter ein, worauf der Gottesdienst beginnt, nach 
dessen Beendigung die Teilnehmer in gleicher Ordnung den Pfarrer 
wieder heim begleiten und sich dann zerstreuen, um einige Tage später 
wieder zu einem Essen zusammenzukommen. 
Um nicht die Metten zu verschlafen, bleibt man die Nacht hindurch 
auf, ergeht sich im Freien oder legt sich auf das noch in so mancher 
Stube liegende heilige Abendstroh. Wer jedoch die Metten zu früh 
betritt, stört den Gottesdienst der Verstorbenen, den diese vor den 
Metten abhalten. Damit ihm nun kein Unglück deshalb widerfahre, 
muß er die Kirche unter Zurücklassung eines Kleidungstückes sofort 
wieder verlassen (H.). Hierzu erzählt man mir aus Th.: Eine der 
Kirche gegenüberwohnende Frau hatte sich, um zu rechter Zeit in den 
Metten zu sein, gleich aufs Sofa schlafen gelegt. Um 12 wacht sie
	        
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