Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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d. Laut verkündet die Trompete und die Pauke rollt es dir —, vier- 
stimmiger Chor. Komponist unbekannt. 
e. Preiset ihn durch Jubellieder — (2. Str. von „Herr, wir singen 
dir zur Ehre —““). 
All die Gesänge sind mit schmetternder Trompetenbegleitung ge- 
setzt und hinterlassen einen erhebend feierlichen Eindruck. Die Ausführenden 
sind außer den Chorknaben freiwillige Sänger aus der Stadt und die 
Stadtkapelle, im ganzen immer einige neunzig Mann. Beim Verlassen 
des Turmes und der Abgabe der Stimmen an einem vor der Türmer- 
wohnung aufgestellten Tische wird jeder Teilnehmer in das Kantoreibuch 
eingeschrieben; denn wer 50 mal ununterbrochen teilgenommen hat, erhält 
eine Pelzmütze und eine Laterne, was letztmalig in den 90er Jahren 
der Fall war. Wesentlich einfacher gestaltet sich das Turmsingen in 
anderen Orten, es beschränkt sich in der Hauptsache auf einige bekannte 
Weihnachtslieder und Schoräle. In Zwö. wird um drei vom Turm ge- 
blasen, um 4 Uhr singen die Chorknaben, worauf die Metten beginnen. 
In Gey. singen die Chorknaben mit Begleitung der Stadtkapelle unter 
Leitung des Kantors um drei Uhr vom Wachturm aus. 
Neben den Christmetten werden noch Berg= und Schulmetten 
gefeiert. Die ehemals wohl weitverbreiteten „Bergmetten“ haben sich 
nur auf einzelnen Schneeberger Gruben erhalten. An einem der Festtage 
kommen die Bergleute mit Lichtern in der „Hutstube,“ wo sich sonst die 
Leute vor der Einfahrt zum Gebet versammeln, zusammen und überreichen 
nach einem Gebete dem Obersteiger ein Geschenk. Am 23. Dez. 1907 
feierte die Belegschaft (ungef. 45 Bergleute) des Zinnbergwerkes „Ge- 
werkschaft Alberthütte“ in Ehrenfriedersdorf seit etwa 25 Jahren wieder 
zum ersten Male (so lange hat der Bergbau geruht) ihre altherkömmliche 
Mettenschicht. Von 5 Uhr früh bis zum hellen Tageslicht erglänzte das 
auf der Höhe des Sauberges stehende Triebgebäude sowie die daneben 
befindliche Werkschmiede in hellem Lichterglanz. Die Feier dieser Metten- 
schicht wurde in der Betstube des Werkes durch Gebet und Gesang abgehalten. 
Die an den beiden letzten Schultagen vor dem h. Abend, an 
denen der Unterricht ausfällt, abgehaltenen Schulmetten in Buchholz 
nehmen folgenden Verlauf. Jede Klasse hält ihre Mette für sich. 
Die Feier, die gewöhnlich eine Stunde dauert, nimmt ihren Anfang 
in den oberen Klossen früh um sechs Uhr, in den unteren um fünf 
und sechs. Freudestrahlend und meist in neuen Kleidern finden sich die 
kleineren Kinder in ihren Schulzimmern ein, während die größeren in 
der Aula zusammenkommen. In jedem Zimmer stehen zu beiden Seiten 
des Katheders reich geschmückte und im Lichterglanz strahlende Christ- 
bäume. Der Glanz der Kerzen wird aber noch erhöht durch die 
vielen Lichtchen, die die Kinder auf blankgeputzten Leuchtern mit- 
bringen. Eltern und Verwandte der Kinder wohnen der Feier bei, 
die mit einem gemeinsam gesungenen Weihnachtschoral beginnt. Hierauf 
spricht der erste Schüler oder die erste Schülerin ein Gebet, und nach 
dem Gesange eines Weihnachtsliedes wird die Weihnachtsgeschichte ab- 
schnittweise von den Schülern vorgetragen, die mit den Worten: „Ehre
	        
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