Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Lied: „Es ist ein Ros' entsprungen —“ 
Erster König: 
Aus fernem Land vom Euphratstrand 
Bin weit ich hergekommen, 
Weil dieser Stern am Himmel fern 
Ist strahlend hell erglommen. 
Da fiel mir ein, daß hier zu Land 
Ein König her von Gott gesandt 
Auf Erden sollte kommen, 
Ein König von gar fernem Thron, 
Ich glaube, Gottes eigner Sohn, 
Zum Heile aller Frommen. 
Diener zu Valthasar: 
Nimm den Weihrauch des Gebets, 
Laß ihn gnädig dir genügen! 
Dritter König: 
Ich der König Balthasar, 
Will den Weihrauch streuen, 
Und mit goldnen Schätzen will 
Ich dies Kind erfreuen. 
Lied: „Stille Nacht, heilige Nacht —“. 
Die Kinder ziehen von Haus zu Haus und bitten um Einlaß, 
der ihnen auch gern gewährt wird. Der Lohn für ihr Spiel besteht 
meist in Geld. 
Bruchstücke aus diesen „Engel= und Königsscharen“ haben sich 
vielfach im Volksmunde erhalten, die man schlechthin als „Weihnachts- 
liedchen“ bezeichnet. So teilte mir eine Frau folgende Zeilen mit: 
Joseph: Ihr Hirten, ihr Hirten, seht daher! 
Hirten: Nun Alter, was ist denn euer Begehr? 
Joseph: Ein Kindelein. 
Hirten: Wie heißt das Kind? 
Joseph: FImanuel, Trost, Freud der Seel’'! 
Das ist der rechte Glaube mein, 
So singen die lieben Engelein. 
Maria: Alch Joseph, hilf mir wiegen mein Kindelein, 
Mein zuckersüßes Jesulein. 
Ein Hirte: Hier hast du meinen Hirtenstab. 
Es ist zwar eine kleine Gab', 
Doch wirst du auch mit Wölfen zu kämpfen haben. 
Ruprecht: Ei, schönen guten Abend, ihr Kinderlein, 
Wie habt ihr euch verhalten? 
Habt ihr auch respektieret 
Die Lehrer und die Alten?
	        
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