Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

— 186 — 
allerlei symbolischer Handlung und mit ihm zugleich das neu erwachende 
Leben. Ihrer Freude gaben sie durch ausgelassene Fröhlichkeit und 
festliche Gelage Ausdruck. Bruchstücke und letzte Reste des zweiten großen 
germanischen Jahresfestes, des Frühlingsfestes, haben sich in unseren 
Frühlingsfesten und Bräuchen erhalten, in denen uns vielfach zersplittert 
der Grundgedanke von dem mit der Sonne wachsenden Segen der Fluren 
und der Hauswirtschaft entgegentritt. 
Mariä Tichtmeß (2. Februar). Vgl. W. 95. 
„Dunkle Lichtmessen bringt reichlich Essen; Lichtmeß helle, bringt 
Mangel zur Stelle“ (Sp. 714). „Wenn an Lichtmeß die Sonne scheint, 
dauert der Winter noch lang“ (Sp. 715). „Wenn es zu Lichtmeß trüb 
ist, so kann der Schäfer vier Wochen eher austreiben; scheint aber die 
Sonne, so muß er vier Wochen länger zu Hause bleiben“ (Sp. 710). 
„Der Schäfer sieht zu Lichtmeß lieber den Wolf im Stall als den 
Sonnenschein“. „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmeßwoch’, so geht er 
vier Wochen wieder zu Loch.“ „Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee" 
(Sp. 717—719). „Lichtmeß hell und klar, ist der Winter weder halb 
noch gar“ (Hein.). 
An diesem Tage werden Lichter an die Fenster gestellt (Cr., Ob., 
Schl.). Das Vieh darf bei Licht nicht gefüttert werden (Nd.). Die 
abziehenden Dienstboten singen: 
„Heit is mei Gahr aus, 
Do zohlt mich mei Harr aus, 
Do namm ich mei Ränzel 
Un mach mer aa e Tänzel“ (W.). 
Reimspruch: 
„Zu Lichtmessen, da können die Herren bei Tage essen, die Bauern, 
wenn sie Zeit hab'n, die Bettelleute, wenn sie Brot hab'n“ (W.). 
Fastnacht („Fôssnd“?). 
(Vgl. W. 97 ff. M. 255 ff. Mo.#, S. 297 ff.) 
In der Fastnachtszeit herrscht eitel Lust und Freude bei klein und 
groß, ein Uberbleibsel kindlicher Lust aus alter Zeit. Daß die Reste 
der altdeutschen Frühlingsfeier in eine Zeit fallen, wo bei uns oft noch 
strenger Winter herrscht, hat seinen Grund hauptsächlich darin, daß die 
römische Kirche ein Zusammenfallen der vierzigtägigen Fastenzeit mit 
jenen Frühlingsfesten vermeiden wollte und diese in eine frühe Jahres- 
zeit zurückrückte. Damit verfolgte die christliche Kirche, wie schon auf 
Seite 139 erwähnt worden ist, auch hier die alte Praxis, soweit nur 
möglich, die alten heidnischen Sitten zu schonen. 
In A. erscheinen die Kinder in allerhand phantastischen Kleidern 
auf der Eisbahn, wo nach fröhlichem Laufe die schönsten Masken vom 
1) Fastnacht, abzuleiten von vasen, d. i. suchen, schwärmen, demnach die Nacht 
des Umherschwärmens. Die Mundart hat sonach das alte Wort gewahrt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.