Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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am Karfreitag und am 1. Osterfeiertag geübt. Hierher gehört auch die 
Meinung von der wundertätigen Heilkraft der „Eissalbe“, in Fett ge- 
legte Eiszäpfchen vom 31. März, die bei Verbrennungen, Fieber und in 
anderen Krankheiten Verwendung findet (Ehr.). In der Nacht vom 
Mittwoch zum Gr. Donnerstag kehrt man den Segen ins Haus, d. h. 
man kehrt die Treppen von unten nach oben und hebt den Kehricht 
auf; denn dann ist immer viel Geld im Hause (A.). In viele Familien 
kehrt der Osterhafe ein, der den Kindern die Sinnbilder des Lebens und 
der ewig dauernden. Naturkraft bringt, die Ostereier. 
Karfreitag. (Vgl. hierzu M. 257.). 
Der Todestag des Heilandes ist ein Tag ernster stiller Trauer. 
An diesem Tage ruht alle nicht unbedingt notwendige Arbeit. Wer ein 
am Karfreitage gewaschenes oder ausgebessertes Kleidungsstück trägt, 
fällt ins Wasser (Gey.). Unglücklich ist der, der verreist oder jemanden 
besucht, wie er in diesem Falle auch unglückbringend ist (Ehr.). Alle 
Hantierung mit etwas Spitzigem bringt Unglück, „weil die Menschen 
schuld sind am Tode des Herrn“ (A.). Und nicht nur an diesem Tage, 
sondern auch während der Karwoche soll man die Arbeit aufs notwen- 
digste beschränken, vor allem soll man nicht kehren (B.). Mit Einstellung 
aller nicht unbedingt erforderlichen Arbeit will man die Zeit geheiligt 
wissen. In der Karwoche aufs Feld gefahrener Dünger hat keine Kraft 
(Frk. 84). Wessen Bett während dieser Zeit frisch bezogen oder ver- 
stellt wird, bleibt krank ein ganzes Jahr (Ma.). Abgeschnittene Haare 
wachsen nicht wieder (Ar., A.). Ein in der Karwoche gekauftes Kleidungs- 
stück bringt seinem Träger Unglück (A.). Hochbedeutungsvoll ist der 
Karfreitag für die Vornahme allerhand Kuren. Gegen Reißen badet 
man sich um Mitternacht (Say.). Eine ärztliche Untersuchung an diesem 
hochheiligen Tage ist besser als eine zu jeder anderen Zeit. Der Arzt 
soll die Krankheit sicher erkennen und die zur Heilung führenden Mittel 
treffen (Nd.). Ebenso ist dem, der eine schwere Schuld auf sich geladen 
hat oder an einer schweren Krankheit leidet, sicher geholfen, wenn er 
auf dem Friedhofe ein Gelübde ablegt — vielleicht, daß er seine liebste 
Beschäftigung, Speise oder ä. meiden will — und dieses bei jeder 
Wiederkehr des Tages von neuem ablegt. So sieht man in A. alljähr- 
lich unter dem auf dem Friedhofe aufgestellten Kruzifig einen bestimmten 
Blumenstock „als Dank für gehabte Erhörung“. Die auf Fasten und 
ähnliche Entsagung lautenden Gelübde sind als Opfer aufzufassen; der 
Mensch verzichtet, um Gott seinen Dank zu beweisen oder Gottes Gunst 
zu gewinnen, auf einen ihm lieben Genuß, bringt ihn Gott dar. 
(Vgl. W. 424.) Andauernde Gesundbeit ist dem beschieden, der sich in 
einem Gefäß wäscht, das er am Karfreitag im Freien fand (Wo.), der 
eine Waschung mit um Mitternacht dieses Tages geschöpftem Wasser 
vornimmt und dieses nach dem Gebrauche sofort wieder in den Bach 
gießt (Kl. 87). Ein Bad darin läßt schwächliche Kinder kräftig gedeihen 
(Schl.). Der Karfreitag gilt als besonders günstig zur Vornahme sym- 
pathetischer Kuren (Zw., Ma. 86).
	        
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