Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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vertrat bei den Maurern eine graue Lederschürze. Ihr Emblem war 
der Hammer. Wie die Zimmerlinge, so gingen auch die Lehrhäuer, 
Knechte und Grubenjungen gekleidet, erstere mit Bergbarden, letztere 
ohne Embleme. Die Kleidung der Schmiede waren weiße Hosen, weiße 
Kittel mit rot eingefaßten Armeln und Kragen, schwarzlackierte Leder- 
schürzen und schwarze Bonapartehüte. Ihr Abzeichen war das der Maurer. 
Ein schwacher Abglanz des Annaberger Bergfestes hat sich in dem 
Kirchenzug und der Kirchenparade der Frohnauer Berg- 
brüderschaft mil ihrer schon 1799 geweihten Fahne an einem Sonn- 
tage um Pfingsten in der Annenkirche erhalten. Die Parade, die 
mehrere Jahre in Wegfall gekommen war, fand 1907 erstmalig wieder 
statt. Diese Bergbrüderschaft, eine bergmännische Begräbniskasse, zählt 
jetzt gegen 200 Mitglieder, — früher 600—700 — von denen nur 12, 
wie schon auf Seite 43 erwähnt worden ist, einst mit angefahren sind. 
Mit dem 24. Juli beginnen die Hundstage und dauern bis zum 
24. August. Während dieser Zeit heiratete man nicht und nahm auch 
Abstand von jedem größeren Unternehmen (Ma. 102). 
Angufst. 
In den ersten Tagen des August feierten die Armbrust= oder 
Bogenschützen in A. ihr Schützenfest, das in den ersten Jahrzehnten 
des 18. Jahrhunderts folgenden Verlauf nahm. Nach der an einem 
Montag geschlagenen Reveille begann um 8 Uhr der Auszug. Diesen 
eröffnete der Zieler, der einen großen, hölzernen, einem Papagei ähn- 
lichen Vogel auf seinen Schultern trug. Ihm folgten die von den 
Schützen gemieteten Bolzenjungen, die die Rüstungen ihrer Herren 
trugen. Hinter dem Musikchor, das nun folgte, schritt zunächst der 
von zwei Ratsherren begleitete vorjährige König des Hauptvogels, dann 
der König vom Gesellenvogel in der Mitte der beiden Schützenältesten, 
denen sich die Schützen mit den oft sehr zahlreichen Gästen anschlossen. 
Den Schluß des Zuges bildete bis um die Mitte des Jahrhunderts eine 
Kompagnie Freischützen. An den Königsschuß am Dienstag reihte sich 
ein Festmahl an, nach dem das Abschießen des Gesellenvogels durch die 
jüngeren Herren begann und gleichzeitig damit — von den 50 er Jahren 
ab — das Abschießen eines Sterns durch die Frauen. Beim Einzuge 
gingen die beiden neuen Könige, der des Hauptvogels mit einem großen 
Kranze aus Schildern geschmückt, voran. An der Spitze der Frauen ging die 
mit einem großen Blumenkranze geschmückte Königin. Ein Ball beendigte 
das Fest. Die Einlage beim Hauptvogel betrug 1½ Tlr. Gewinne 
waren: 15 Tlr., die der Landesherr zahlte, zinnerne Teller, eine Anzahl 
Flaschen Wein und die Grasnutzung des Stadtgrabens vom böhmischen 
bis zum Wolkensteiner Tore. Die Einlage beim Gesellenvogel betrug 
20 Gr. Im Spätherbste wurde der Vogelkönigschmaus abgehalten.! — 
1) Die Gründung der erzgebirgischen Schützengilden erfolgte in der Hauptsache 
im 16. Jahrhundert, „als der Zeit, wo die Mehrzahl der Städte des Obererzge- 
birges infolge der fündig gewordenen Silberadern ihren Anfang genommen haben.“
	        
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