Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Um einen Hund an das Haus zu fesseln, läßt man ihn den Schweiß 
der Achselhöhle lecken (v. 6797),0 gekautes Brod (A., Ham.) und zwar 
aus dem eignen Stiefel fressen (Br.), nimmt für ihn kein Futter vom 
alten Orte mit (Th.). Liegt ein (schwarzer) Hund unter oder neben dem 
Kinderkorbe, so bekommt das Kind das „Hundeschütten“ (A.). Beim 
Anblick eines bissigen Hundes zieht man den Daumen ein (Wa., H.) 
und spricht, damit er nicht beiße: „Hund, du bist blind gewurn (geboren), 
kaast mr nischt a'tu (a'hôm.) (R., A., B.). Zwei andere Zauberformeln beie 
W. 237. Das beim Essen sehnsüchtig zuschauende Tier wird getröstet: 
„Fisch, Fisch, Fisch! Heit gibt's Schweinebroten. Wenn dar racht gut 
geroten, kriegt mei Hindel wos vun Tisch!“ (Ri.). Gespenstische Hunde 
sind sehr häufig (Seite 131). S. auch S. 122. 114. 135. 162. 
Bedeutsamer noch als der Hund erscheint das Tier Holdas, die 
datze, im Volksglauben. Eine von links nach rechts über den Weg 
laufende Katze bringt Unglück, umgekehrt Glück (Ehr.). Wie oft schon 
habe ich Leute, denen eine Katze über den Weg lief, ausspucken oder 
umkehren sehen, und doch würde mancher von ihnen, der als abergläubisch 
bezeichnet würde, dies entschieden in Abrede stellen. Glück kündet auch 
eine dreifarbige (Or.), eine mehrfarbige (Gey., Schl.) oder eine mit 
weißen Pfötchen (Th. Seite 33.). Wer in der Nacht durch das Geschrei 
mehrerer Katzen geweckt wird, hat Glück zu erwarten (Bä. Seite 113). 
Eine neu gekaufte Katze nimmt man dreimal um die Füße; kratzt sie 
dabei, so ist es besser, das Tier wieder wegzugeben, weil es Unglück 
bringt (Mau.). In den Sack, worin das Tier getragen wird, legt man eine 
Zwiebel (Or.). Um es ans Haus zu fesseln, streut man ihm Salz auf 
die Nase (Wa). Kratzt die Katze am Tisch= oder Stuhlbein (Gey.), liegt 
sie auf dem Ofen (Schl.), so kommt schlechtes Wetter. Ihre Erscheinung 
im Traume zeigt einen falschen Freund an (A.). Wer eine Katze tötet, 
hat sieben Jahre Unglück (Ne., Ob. 173). Wer in der Christnacht zwischen 
12 und 1 Uhr das Tier in einem Sacke dreimal um die Kirche herum 
trägt, ist innerhalb der drei nächsten Tage tot (Gey.). S. auch Seite 
26, 28, 75, 76. 
Redensart: Du bist wie eine Katze; wenn die über einen Stroh— 
halm gegangen ist, so hat sie alles vergessen (A.). 
Vom Schafe gilt: 
„Schäfchen zu Gesicht: du siehst „Ihn“ heute nicht“ (B. Ma.). 
„Schafe zur Linken, wird Freude dir winken; 
Schafe zur Rechten, gibt's was zu fechten! (Ri., A.) 
Oder: Wird Trübsal dich knechten“ (Gey., Ehr. — vgl. W. 272). 
Ein in der Silvesternacht über den Weg laufendes Schaf bringt Tod 
in die Familie (S.). S. auch Seite 75. 
Ziegen und Kaninchen im Stalle sind glückbringend (I., Ob. 686). 
Schweine. Beim Eintun von Schweinen legt man Stroh vom 
Wagen in den Stall, damit die Tiere gedeihen (Or., Gey., Th., Ehr., 
J. 6877), oder nimmt solches aus dem alten Stalle mit (Ob., Wa., B., 
1) VgI. W. 552.
	        
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