Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Zu allen Zeiten und bei allen Völkern bestand der Glaube, daß 
bestimmte Blumen die Kraft hätten, den abgeschiedenen Geistern Ruhe 
und Frieden zu bringen oder ihren Grabstätten Weihe und Feierlichkeit 
zu verleihen. So trugen noch vor wenigen Jahrzehnten die Grabgänger 
Rosmarin in den Händen oder im Knopfloche. Der starke Duft der 
Blume sollte das Gedächtnis an den Verstorbenen wach erhalten (v.). 
Kräuter und Aflanzen. 
Heidelbeeren. Solange Heidelbeeren durch den Ort gefahren 
werden, brechen keine Kinderkrankheiten aus (A., B.). „Am 2. Juli 
schlumpert Maria über die Heidelbeeren“; davon werden sie schwarz 
(Ri). S. auch Seite 154. 
Uberaus zahlreich sind im Erzgebirge die Beerliedchen. Wenn 
die sehnsüchtig erwartete Reife der Beeren gekommen ist, dann zieht 
groß und klein hinaus in den Wald. Dabei wird gesungen oder gerufen: 
Das walte Gott! die erste Beere, 
Wenn nur mei Topp glei voller wäre! (Gey.) 
Heidelbeere, Heidelbeere! 
Wer will mir das Schrei'n verwehre? 
Heidelbeere, Heidelbeere! 
Muß men Maa un Kind d'rnähre (A.). 
Rolle, rolle, roll! 
Mei Topp is voll. 
Beer, Beer, Beer, 
Mei Strauch is leer (Ge.). 
Rolle, rolle, roll! 
Mei Mor'ng is voll. 
Mei Topp is leer, 
Hob kene mehr (Schl.). 
Rolle, rolle, roll! 
Mei Topp is voll. 
Dr Wald is leer, 
's gibt käne mehr (Schl.). 
Roller, rolle, roll! 
Dar Tupp is voll, 
Dar Bauch is lär, 
Du gruß „Mallähr“! (.). 
Roll, roll, roll! 
Mei Topp is voll. 
Macht Haufen drauf, 
Wie 's Dänelhaus (A.).
	        
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