— 248 —
Faule Mähre giht hintenach
Un tregt dann leeren Topp en nooch.
Kimmt de Mutter mit dr Ufengawel,
Sticht mich nei mein Beer, Beernawel.
Mutter, stich mich net ze sehr,
Ich ho mein Bauch voll schwarze Beer. (A.)
Himbeer sei rute Beer.
Rute Beer sei schiene Beer.
Himbcer sei schiene Beer,
Wenn mei Tippel vuller wär. (A.)
Heidelbeer, Preißelbeer!
Wenn das Madel meine wär.
& is nich meine,
's is nich deine,
's isen dicken Schuster seine (v.).
Angelica (Angelica sativa) wird wegen ihrer heilkräftigen
Wirkungen „Heiligegeistwurzel“ gerannt (Glückauf! XV, 128.).
Getreide. Man ,verneigt sich vor einem blühenden Kornfelde
und zieht eine blühende Ahre durch den Mund gegen Fieber (W. 126).
Dagegen schützen auch drei durch den Mund gezogene blühende Ahren,
doch müssen es die ersten sein, die man sieht (W.). Solches Tun er-
hält zudem den Menschen gesund und kräftig (Ar., Ehr.). Der Fund
einer doppelten Ahre bedeutet Glück (Ge.), einen Gevatterbrief (Nd.).
Zwiebel. Man hängt eine weiße Zwiebel in der Stube auf,
damit sie die Krankheiten an sich ziehe (Ma. 127), legt eine solche aus
gleichem Grunde vom h. Abend bis zum 1. Weihnachtsmorgen auf den
Tisch (Ob.). Nach anderer Meinung macht dies Beginnen Hunde
und Gänse wachsam (Ob.). S. auch Seite 54. 110.
Knoblauch erhalten die Tiere am h. Abend unters Futter (Wo.,
M., Gey., vgl. W. 127), bekommt der Haushahn zu fressen, damit er
im Kampfe mit seinesgleichen nicht unterliegen soll (Di., Schl.), steckt
man ein, um gut gehen zu können (A., Wo.).
Tausendgüldenkraut. Wer es am Johannistage findet, wird
reich (Ma.).
Reichblühendes Heidekraut verheißt einen strengen Winter
(Gey., Ehr., A.).
Der Fund eines vierblättrigen Kleeblattes deutet auf Glück
(allg. 130, 285), jedoch nur dann, wenn man das Blatt verschenkt (Schl.).
Dieser Aberglaube ist verhältnismäßig jung; denn der Anbau des Klees
stammt erst aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Kreuzdistel wird über der Stubentür befestigt des Glückes
wegen (Schl., Sch.).
Löwenzahn. Man bläst in die „Laterne“ (— Fruchtstand).
Fliegen alle Früchte fort, so lebt man lang, bleibt ein Teil stehen, so
ist das Gegenteil der Fall (A. W.).