Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

— 30 — 
Die Tränen werden erspart, wenn das verschüttete Salz ins Feuer ge— 
worfen wird (B., Gey. 459*). Verschütteter Wein ruft den Tod in die 
Familie (Cr. 293*). Ehe man ein Brot aufschneidet, was immer nur 
in der Stube geschehen soll (Mtt.), zeichnet man mit dem Messer drei 
Kreuze darauf; damit es nicht verhext (Kl.), nicht so schnell alle werde 
(Kü., Bä. 457), schlägt man „zum Segen“ drei Kreuze darüber (A.). 
Wer das Brot nicht glatt abschneidet, ist ein Lügner (Schw., Gr., Gey. 
317*). Es heißt: „Schneid's Brot gleich, so wirst du reich!“ (A. 457). 
„Schneid das Brot glatt und gleich, so kommst du auch ins Himmel- 
reich!“ (Zw.) „Schneid's Brot gerod, so hilft dir Gott in jeder Not!" 
(B.). „Wer's Brot nicht schneidet gleich, soll nicht werden reich.“ (Frk.). 
„Schneid's Brut Em, su hat ’'r Se'ng!“ (Wo.). „Schneid das Brot 
gleich, so wirst du reich. Erzähle keinen Traum und schäle keinen Baum, 
dann hilft dir Gott aus deiner Not!" (Schl.). Bleibt beim Abschneiden 
ein Stück lose hängen, so hat der Betreffende eine große Sünde getan 
(A.); schneidet er in Gedanken, also im unbewußten Instinkt, ein Stück 
mehr ab, als Leute am Tisch sind (A. 293), oder bleibt ein Stück auf 
dem Tische liegen (Ar.), so kommt ein Hungriger ins Haus (293) oder 
ein hungriger Freund darbt auf der Straße (293°). Schneidet man ein 
Brot am Anstoß an, so stößt man überall an (N.). Den Aufschnitt ißt 
der Hausherr selbst (Mtt.), wie auch nur immer dieser das Brot auf- 
schneiden soll (H.). „Guckt“ das Brot in die Stube, d. h. ragt es mit 
seiner angeschnittenen Seite über den Tischrand heraus (A., Nd., Erz.), 
liegt die Schnittfläche nach dem Fenster, nach der Tür zu (Pf., J., H., 
Gey, Mau. 4577), liegt es mit seiner runden Seite auf (Cr., Ehr., H. 
4577), kommt der Aufschnitt (W., Wo., Di., Ge., B., Schl., St., A., O., 
Wa.) oder das letzte Stück aus dem Hause (St., Mau., Wa. 458), 
kommt ein unaufgeschnittenes wieder vom Tische (A.), werden Brot- 
krümchen in den Hof geworfen (Gey.), essen Kinder ihre Butterschnitte 
auf der Straße (A.), wird ein Brot durchs Fenster gegeben (A.), ein 
solches abends angeschnitten (Er.), so schwindet der Segen des Hauses. 
Zudem „reitet der Teufel“ auf dem verkehrt aufliegenden Brote oder 
„er geht durchs Haus“ (Kl.), auch ruft man den Tod dadurch (A.). 
Von einem Brote, das man weggibt, soll immer ein Stück zurückbehalten 
werden, weil man sonst den Segen des Hauses mit fortgibt (Ol. 625). 
Wer einen letzten Bissen Brot einem andern gibt, verliert seine Kraft 
(A. 458“). Kommt auf den gedeckten Tisch zuerst das Brot, so soll ein 
Zipfel des Tischtuchs aufgeschlagen werden (Nd.). Kehrt eine Person 
mit einem Brote in einer Familie ein, so legt die Hausfrau dasselbe 
vor dem Gehen noch einmal weiter, um den Segen des Hauses zu 
wahren (Nd.). Fällt eine gestrichene Butterschnitte, die immer nur auf 
ihrer größeren Seite gestrichen werden darf, weil sonst dem Esser eine böse 
Schwiegermutter zuteil wird (M. A.), mit ihrer „fetten“ Seite auf, so 
kommt Regen (M.). Wer ein im Brote gefundenes Korn immer bei sich 
trägt, hat Glück im Spiel und in der Liebe (A.). Größer noch ist das 
Glück, wenn man auf ein solches beißt (B.). Hängt ein junges Mädchen 
ein solches Korn über die Stubentür, so heiratet es den ersten Mann,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.