Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

der hierauf in die Stube tritt (Nd.). Wer gefundenes Brot aufbewahrt, 
hat nie Mangel daran (Wo.). Dieser kommt zu dem, der mit Brot 
spielt (A. 4587), beim Essen solches liegen läßt (A. 458). Wer trockenes 
oder eingeschnittenes Suppenbrot ißt, wird dumm (Cr., Nie., Nd.). Wer 
Brotrindchen bei sich trägt, bekommt keinen Durst (Nd.). Wer damit eine 
Leiche berührt, muß sterben (El., Kl.), solches auf dem Friedhofe ißt, dem 
fallen die Zähne aus (A., Ne., H.). Je mehr das „Pferdewürmchen“ ) 
Punkte zeigt, desto teurer wird das Brot (A. 282). Bäckt man das erste 
Brot aus neuem Korn, so werden in einen Laib vier Ahren gesteckt, davon 
jede ein Vierteljahr bezeichnet. Je verbrannter eine Ahre ist, desto teurer 
wird der durch sie bezeichnete Zeitabschnitt (M.). 
All diese zahlreichen Bräuche sprechen für die Wichtigkeit und Be- 
deutung des Brotes im Haushalte. (Vgl. hierzu Staub, das Brot im 
Spiegel schweizerdeutscher Sprache und Sitte, 1868). 
Wer in ein Gefäß lacht, aus dem er gerade trinkt, bleibt ledig 
(Ehr., Th., A.). Liegt bei Tisch ein Messer mit seiner Schneide nach oben, 
so „schreien die lieben Engelein im Himmel“ (W.), „schneiden sich die 
lieben Engel“ (A. 460), „schneidet man dem lieben Gott ein Haar vom 
Haupte“ (Frk.), „sticht man dem lieben Gott die Augen aus“ (Al.). Messer 
und Gabel dürfen nicht übers Kreuz gelegt werden; wer es tut, macht 
trübe Erfahrungen (Pr., Wo. 460“). Fällt eine Gabel herunter ohne 
einzuspießen (Ob.), ist ein Eßbesteck (Fr.) oder ein Teller (Gey., Bä. 293) 
zu viel aufgetragen worden, so kommt ein hungriger Gast ins Haus 
(293) oder ein darbender Freund weilt in der Nähe (2937"). Wer ein 
Messer ableckt, bekommt böse Lippen (Th.). Eine angebotene Speise soll 
man stets annehmen, sonst geht die Klugheit des Ablehnenden auf den 
Geber über (Gd.). Fällt bei Tisch das Messer oder die Gabel herunter, 
so soll man nicht weiteressen; denn „es ist einem nicht vergönnt“ (Gey., 
El. 293°). Vom Mittagsessen darf nichts übrig bleiben, sonst wird 
schlechtes Wetter (allgem. Redensart. 459). Dem, der auf seinem Teller 
etwas liegen läßt, geht die Kraft verloren (A., Kl.). Wer in der Kirche 
(Ol.) oder auf dem Friedhofe ißt (Ne.), dem bleibt nach dem Tode der 
Mund offen. Wer viel Butter ißt, den stößt die Kuh (Gey. 977). Die zum 
Schweineschlachten geladenen Gäste bedanken sich nicht, damit die Mast 
des nächsten Tieres nicht gehindert werde (Nd.). Ehe die Gäste das 
Haus verlassen, soll die Hausfrau den Tisch abzuräumen versuchen, da- 
mit jenen auf dem Heimwege nichts Ubles widerfahre (629°), dem Vater 
die Arbeit gelinge (Nd.). Wer die Suppe versalzt, ist verliebt (allg. 317). 
Wer nach dem Essen den Tisch nicht abräumt, „kommt nicht in den 
Himmel“ (A., Ge.). 
Die Kosts) bei den Bauern war ehemals außerordentlich gering, 
dazu von tadelloser Eintönigkeit. In den vierziger Jahren kam das 
1) Coccinella septempunctata. 
2) Der Kost entsprechend waren auch die Löhne. Im oberen Erzgebirge be- 
kumen in der 40 er Jahren die Dienstboten außer Kost und Wohnung durchschnitt- 
ich an Lohn:
	        
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