Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Im Geldkasten bleibt für immer eine Münze liegen. Sie läßt das 
Geld nie ausgehen und zieht immer neues an (A. 633). Wenn ein Haus- 
wirt sein Anwesen verkauft hat, so soll er nicht als Mieter wohnen 
bleiben, sondern ausziehen, bevor der neue Wirt einzieht. Alter und 
neuer Wirt in einem Hause sind unglückbringend (Ehr.). 
Spiel. Reiche Blüten hat der Aberglaube beim Einkauf von 
Lotterielosen getrieben. Man läßt das Los durch ein kleines Kind 
ziehen, die Kinderhand soll glückbringend sein (allg. 287). Ein von 
Witwen und Waisenkindern gemeinsam gespieltes Los läßt sicher ge- 
winnen (Br.). In der Losnummer soll die 7 oder 0 mehrmals vor- 
kommen, die Quersumme durch 3, durch 3 und 4 teilbar sein (Ehr.). 
Die 7 als aufgehender Quotient gibt eine Niete (Ehr.). Glückbringend 
ist die Nummer eines gefundenen Loses (A.). Zur Bezahlung nimmt 
man sehr gern gefundenes Geld (v.), bestimmte Münzsorten (A.). Mit 
dem rechten Fuße zuerst betritt und verläßt man den Laden des Kollekteurs 
(A.). Damit das Los keine Ruhe habe, klebt man es auf das schwingende 
Pendel der Uhr, früher ans Spinnrad (A., Ehr.). Das Alter setzt man 
im Lotto; ist jemand 57 Jahre alt, so setzt er 5 und 7 (Br.). Einen 
großen Gewinn verkündet der Fund einer vollen Ahre im Heiligabendstroh 
(Cr.), auch ist all Beginnen des glücklichen Finders im kommenden Jahr 
von Erfolg (Cr.). Will man erfahren, ob ein Los einen Treffer macht, 
so wirft man es in die Höhe; fällt die Losnummer nach oben, so wird 
sie gezogen (A.). Wer im Spiele verliert, hat Glück in der Liebe (allg. 
Redensart 327). Beim Kartenspiel bannt man das Glück auf seine 
Seite, wenn „einen das Glück haßt“, wenn man den Stuhl verrückt 
oder einen andern nimmt (636) oder einmal hinausgeht (A.). Wer zu- 
erst gewinnt, verliert zuletzt (allg. 317). Der im Pech Sitzende meint: 
„Auf meinem Platze hat einer ein Kind abgeschworen, ist ein Jude 
gestorben“ (A.). Die Sucht nach Geld ließ die einst im Erzgebirge 
in höchster Blüte stehende Schatzgräberei entstehen. Noch in den 50er 
Jahren bestanden in A. drei Schatzgräbergesellschaften, deren Mit- 
glieder, die weit verstreut wohnten, Beiträge steuerten und in zwei 
Betstuben ihre geheimnisvollen Sitzungen abhielten. Die Polizei brachte 
zuletzt Licht in die Sache, verschiedene Verurteilungen erfolgten, sagte 
man doch auch der einen Gesellschaft nach, daß die „gehobenen“ Schätze 
erst gestohlen worden waren. 
Häusliche Arbeit. Man erhält eine notwendige Arbeit, wenn 
die Schere herunterfällt und „spießt“, die Handfläche juckt oder läuft, was 
auch Geld bedeutet (Cr., H., A., Bä. 308“). Sonnabends schneidet man 
die Klöppelspitzen ab oder nimmt den Brief herunter, sonst sitzt 2e fauler 
Maa“ darauf (Br.). Vor dem Wechsel halten die Klöpplerinnen nicht 
auf, sonst drückt sie der Alp oder die Arbeit kommt wieder zurück 
(Schö., Gd.). Ebenso fertigen Gorlschlinger eine bestimmte Anzahl oder 
immer ein Stück ganz, damit die Schlingwelle leer ist, weil sonst schwere 
Arbeit kommen würde (Ne.). Mit einem 13. oder 14. Stück Arbeit soll 
man nie aufhören [Ehr.]. Die von einer Frau während ihrer Zeit ein- 
gelegten Früchte halten sich nicht (A. 557). Werden die Betten abends
	        
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