Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

– 38 — 
gemacht, so kommt Ungeziefer ins Haus (B.), und kommen sie in den 
Monaten, die ein „r“ haben, ins Freie, so stirbt der darin Schlafende 
eines schnellen Todes (A.). Will die Wäscherin zur Bleiche gutes Wetter 
haben, so muß sie zuerst eine Unterhose aufhängen und dreimal hinein- 
lachen (A. 621“). Hat eine Frau regnerisches Bleichwetter, so ist ihr 
der Mann nicht treu (A.). Die Waschfrau vertreibt Wind und Regen 
mit den Worten: „Wind, Wind, geh zu deinem Kind, koch 'n Supp und 
Brei und bleib dabei!“ (A., Kl. 430"). Dieser Brauch ist ein Nachklang 
an die Verehrung der Windgeister bei unseren heidnischen Vorfahren. 
Vgl. Mo. 1, 332, ebenso M. 201. 
Redensarten: Wer Freitags lacht und Sonnabends singt, — Der 
weint am Sonntag ganz bestimmt (A. Pf.). Wenn die Sonne unter- 
geht im Westen, — Arbeiten die Faulen am besten (A.). s gitt ze 
Faden (—= viel zu tun. A.). Montags Anfang währt nicht lang (A). 
Glück hat der Mensch, dessen Fingernägel weiße Flecken zeigen 
(allg. 309), der ein Brotrindchen (A.), ein Hufeisen, vor allem mit 
Nägeln (v. 290), einen Hemden= oder Hosenknopf (A.), eine doppelte 
Ahre (v.), ein Streichholz (A.), ein vierblättriges Kleeblatt (allg.), einen 
neuen Nagel findet (A.), der einem jungen Mädchen einen Verehrer bringt 
(A). Ebenso ist auch dem Glück beschieden, der treppaufwärts fällt 
(A.), Kastanien bei sich trägt (B.), früh nüchtern einmal (B., Z.), zweimal 
(Kl.), dreimal (Pf. 308) niesen muß, — einmaliges (A.) oder dreimaliges 
Niesen (3.) bedeutet aber auch Unglück —, dem ein Essenkehrer begegnet 
(A.), in einem neuen Kleide etwas geschenkt wird (A. 312), der beim 
Abschiedshändedruck mit dem andern gleicher Meinung ist (Wo.). Beim 
Essen der ersten Frucht soll man sich etwas Gutes wünschen (A.). Gelegen- 
heit dazu bietet sich auch, venn man einem andern eine hängende Augen- 
wimper wegnimmt und sie fortbläst (Di.). Spuckt man in die Geld- 
börse, wenn ein kleines Kind schreit, so hat man immer Geld (M.). 
Damit einen nicht das Unglück treffe, das einem andern zugestoßen 
ist, so sagt man am Ende seiner Worte beim Erzählen davon: „Drei 
Kreuze und ein Strich!“ (Nied.). Als besten Schutz des Leibes und 
der Seele trägt noch so mancher einen Schutzbrief oder die sieben 
Himmelsriegel bei sich. „Wer soll mir etwas antun?“ entgegnete 
mir eine Frau, „ich habe die Himmelsriegel ja immer bei mir“. Die- 
selbe Person brachte bei bitterster Kälte dem in die Ferne ziehenden 
Sohne meines Hauswirtes tags zuvor einen Schutzbrief, „weil ihm 
dann nie etwas passieren könne“. 
Verschiedenes. Wenn zwei gleichzeitig ein und dasselbe sagen, 
so erfahren beide etwas Neues an selbigem Tage (A. v. 287). Vergißt 
jemand, was er sagen wollte, so war's eine Lüge (v. 315). Wer Kinder 
ausspottet, wird einst von seinen eigenen verspottet (A.). Wem am 
Geburtstage Eltern und Geschwister nicht oder erst am Nachmittag 
gratulieren, dem steht ein Unglücksjahr bevor (Th.). Wenn einer eine 
schwarze Nasenspitze hat, so hat er Eier (B.) oder irgend etwas 
(Kl.) gestohlen. Einen Gegenstand, der dreimal verloren wurde, soll
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.