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besaßen. Obersteiger und Bergverwalter, die unter ihren Schachthüten
weiße Fahrhauben trugen, hatten in ihren Blenden nicht Ollampen,
sondern Inseltlichter. In den Steinkohlengruben gibt es seit ungefähr
25 Jahren schon keine Blenden mehr, wegen der Schlagwettergefahr
wurde die Dawysche Sicherheitslampe, jetzt die Wolfsche, eingeführt. —
Zu Anfang einer jeden Arbeitsschicht wurden gewöhnlich einige Gesang-
buchsstrophen, oft auch ein ganzes Lied, gesungen, die in besseren Zechen
ein Bergmann auf der Orgel begleitete. Ein kurzes Gebet schloß sich
dem Gesange an. Die Zeit, wo der Bergmannsstand nicht nur ein be-
sonders bevorzugter, mit vielen Privilegien und Freiheiten ausgestatteter,
sondern auch ein besonders frommer war, ist zweifellos längst vorbei.
Nur auf einzelnen obererzgebirgischen Gruben haben sich noch spärliche
Reste der einst vielgerühmten Bergmannsfrömmigkeit in der Form des
gemeinschaftlichen Gebets der Belegschaft vor dem Einfahren erhalten.
Der Bergmannsgruß über und unter Tage ist heute noch der von jeher
gebräuchliche. Mit einem „Glück auf!“ oder „Behüt dich Gott!“ nimmt
der Bergmann Abschied von seiner Familie, Frau und Kinder rufen nach:
„Komme gesund wieder!“ Mit einem „Glück auf!“ grüßt auch der
Beamte in der Grube, wenn er die Arbeiter „befährt“, denen er beim
Fortgehen eine „Gesunde Schicht“ wünscht. Als Gegenwunsch heißt es:
„Das helf oder „das gebe Gott, fahren Sie gesund durch (oder aus)!“
Weniger Gottvertrauen spricht aus den Worten der Kohlenbergleute,
ihren Wünschen fehlt gewöhnlich „das helf oder gebe Gott!“1) — (lÜber
die Bergmannstracht s. weiteres unter Bergmannsfest).
Anhang.
„Der Churfürstlich Sächsischen Freien Bergstadt St.
Annaberg Ordnung wegen übermäßiger und ungebührlicher
Kleidung, auch wie es hinfür bei Verlöbnissen, Hochzeiten
und Kindtaufen zu halten publiziert Anno 1683.“"
In der Einleitung zu dieser Kleiderordnung wird zunächst geklagt,
„daß viele unbesonnene Leute sich allerhand verbotene und ihnen nicht
zukommende Kleidung, Schmuck, Trachten u. dergl. ungescheut anmaßen,
also, daß kein Stand mehr von dem andern zu unterscheiden, auch zu
besorgen sei, daß großer Geldmangel und Verarmung, ja wohl gar der
endliche Verderb und Untergang geschehe.“ Hierauf folgt eine Auf-
stellung derjenigen Kleider und Schmucksachen, die allen Bürgern und
Einwohnern ohne Ausnahme zu tragen verboten sind. Darunter befinden
sich „alle kostbaren Perlen, wie auch falsch gemachte, alle Hals= und
Armbänder, auch Vorsteckrosen, Ohrgehenke und Haarnadeln, so mit
Edelsteinen besetzt, sammt aller falschen Schmuckarbeit, wie auch alle
überflüssigen kostbaren Ringe, silberne Messer, alle güldenen und silbernen
Spitzen, Fransen und Posamenten, — die neuen ausländischen geblümten
Modezeuge und Stoffe, — aller guter glatter Sammt und Plisch, nicht
minder glatter Zipsammt als welcher von ferne für gut angesehen und
1) Eine Schilderung der Bergmannsarbeit in alter Zeit gibt Jacobi, Bilder
aus der Vergangenheit des Erzgebirges. Glück auf! 1890, S. 93 ff.