Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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soll, die Nacht hindurch auf der Bleiche liegen, so bekommt das Kind 
den Nachtschatten, d. h. es kann abends nicht gut sehen (Kl. 465*), und 
Blähungsbeschwerden, wenn die Windeln im Sturme hängen (Ne.). 
Werden die Windeln auf das Staket gehängt, so wird der Säugling 
unartig (B.), arm aber, wenn sie auf die Stubendiele kommen (Ehr.). 
Geplättete Deckelbetten geben einen offenen und geraden Sinn (A.), ein 
Wollschäfchen als erstes Spielzeug bewirkt Sanftmut und Geduld (A.), 
eine Klapper läßt schwer sprechen lernen (A.). Das hat auch zur Folge, 
wenn das Kind Hering zu essen bekommt (B., Mau.). Zeitig und leicht 
aber lernt dieses sprechen, wenn es Gewitterregen zu trinken (B.), 
Brot zu essen bekommt, das man einem Bettler gestohlen (Ra.), dieser 
über mehrere Raine getragen hat (Wo. 6077). Will sich die Sprache 
nicht entwickeln, so betritt der von auswärts kommende Vater stillschweigend 
das Zimmer, setzt dem Kinde seinen Hut auf, verläßt hierauf auf kurze 
Zeit das Zimmer, kehrt wieder zurück und begrüßt die Seinen (A.). 
Schön singen lernt das Kleine, wenn ihm Vogelfutter zu essen gegeben 
(Po.), eine Lerche geschenkt wird (Or. 1607). Zu essen gegebene Ei- 
dotter verleihen lockiges Haar (Po.). Fällt das Kind vom Arm, so 
ist ihm im spätern Leben viel Unglück beschieden (I., Gey.). Küssen 
sich zwei Kinder unter einem Jahre, so wachsen sie nicht mehr (v. 604). 
Stolz und eitel wird das Mädchen, das gern in den Spiegel sieht (allg. 
600). Wird das Kind alt genannt, so bekommt es das Alter, d. h. es 
siehi vorzeitig alt aus (Wo.). Läßt man es einem Leichenzug nachschauen, 
so wied es blind (El.). Geht die Mutter mit ihm unter einer Leine 
hindurch, so findet es seinen Tod durch Erhängen (3sch.). Lacht ein 
Kind unter 14 Tagen, so stellt sich der Storch das Jahr drauf wieder 
ein, lackt es zweimal, so bringt er Zwillinge (A.). Mit dem lächelnden 
Kinde in der Wiege spielen Engel (El. 587). Wenn das erste Wort, 
das ein Kind sprechen lernt, Papa ist, so bekommt es dessen Charakter 
(El. L.), so ist das nächste Kind ein Knabe (allg. 287). In die ersten 
Höschen tes Knaben steckt man Geld, damit er Glück habe (A. 6067). 
Spuckt ein Kind ein anderes an, so wöchst ihm eine Kröte zum Munde 
heraus (A., Begegnet man an einem Freitag drei in größeren Ab- 
ständen fahrenden Kinderwagen, so geht ein etwa gehegter Wunsch nicht 
in Erfüllung (IJ.. 
3. Die Caufe. 
(W. 581 ff. M. 107 ff.) 
a. Vorbereitungen zur Taufe. 
Das Gevatterbitten. Von großer Wichtigkeit ist die Wahl 
der Gevattern, der Paten; denn sowohl körperliche, als auch sittliche 
Eigenschaften daselben sollen. auf das Kind übergehen. Es heißt: „Der 
Pate bindet von sich dem Kinde eine Ader ein“, „da sind bloß seine Paten 
schuld“, und znar behält ein Mensch die Fehler bis zu dem Jahre, das 
der Pate bei der Annahme der Taufzeugenschaft zählte (A., J. 593“). 
Ein guter Tros für ungeratene Kinder! Ledige Mütter werden fast
	        
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