Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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b) Die Taufe. 
(Vgl. hierzu M. 107 ff.) , 
Kurz vor der Taufe finden sich die Paten und die Hebamme' 
im Taufhause ein und beglückwünschen die Eltern. Findet aber eine. 
„Paschtaufe“ statt, d. i. eine solche, an die sich kein Taufschmaus an- 
schließt, dann gehen die Paten sogleich in die Kirche und aus dieser 
sofort wieder nach Hause (Kö., Kl.). Früher brachten die Paten Ge- 
schenke für die Mutter mit. Mit einem „Das walte Gott!“ (O) oder 
mit den Worten: „Ein ungetauftes Kind (einen Heiden) tragen wir fort, 
ein getauftes Christkindlein (einen Christen) wollen wir wiederbringen" 
treten die Paten den Gang zur Taufe an (A., Schl., N., Ch., H.). 
Die Hebamme sagt: „Einen Heiden gebt ihr mir, einen Christen bring' 
ich wieder“ (Kö.). * 
Auf dem Gange zur Kirche darf keiner der Paten einen 
Schlüssel bei sich tragen, weil dann der Täufling ein verschlossenes Herz 
bekommt (A., Wo., Ma. 593), kein Messer (B., I., Br. 593), keine 
Waffe (G., Joh.), denn das würde das Kind zum Selbstmörder bestimmen. 
Dieses wird ein Bettnässer (J., Th., A., Pr. 593), geizig (A.) oder 
krank (Schl., Kö.), wenn die Paten, sobald sie sich angezogen haben, 
oder auf dem Wege zur Kirche den Abort besuchen oder das Wasser lassen. 
Kehren die Paten auf dem Taufwege, der möglichst schnell zurückgelegt 
werden soll, damit das Kind schnell laufen lernt ein (Kl. 591), oder 
gehen auf Nebenwegen dahin, so wird das Kind liederlich (Kö., Mau., W.), 
scherzen sie oder zanken sie sich, flatterhaft und zänkisch (Kö, H., St.), 
und neugierig, wenn sich die Paten umsehen (O. 593). Ist ein Pate 
betrunken, so wird das Kind ein Trunkenbold (Po., J.). Unterhalten 
sich aber die Gevattern vom Worte Gottes, spricht jeder von ihnen ein 
stilles Vaterunser, so ziehen Gottesfurcht und Gottesliebe ins Herz des 
Kindes ein (v.), dem es im späteren Leben nie an Kredit fehlen soll, 
wenn die Paten geborgte Kleidungsstücke tragen (A., Wo., W., Schl. 
5955). Weibliche Paten ziehen vor der Taufe ein reines Hemd 
an, sonst wird das Kind unreinlich (A., Sch., Cr., B. 593). „Stolpert 
der Pat', das Kind nicht gerat'.“ (v.) 
Der Täufling wird, möglichst schön aufgeputzt, von der Hebamme 
den Paten vorangetragen, doch ist der Gang fast überall zu einer Tauf- 
fahrt geworden. In die Kutsche legt man rotbäckige Apfel; so rot sollen die 
Bäckchen des Kindes werden (Gr.). Oder man steckt solche ins Wickel- 
bett mit den Worten: „So rot die Apfel prangen, so rot des Kindes 
Wangen!“ Die Früchte bekommt das Kind nach der Taufe zum Spie- 
len; wer eine davon wegnimmt, bringt ihm Unglück. (Umgegend von Schw.) 
Rote Bäckchen bekommt das Kind auch dann, wenn das Taufwasser an 
einen Rosenstrauch gegossen wird (El.). Werden dem Täufling nicht 
die ihm zukommenden Armbändchen — für Knaben blaue, für Mädchen 
rote — angelegt, so stirbt er bald (El., A.). Die Verwechslung der 
Bändchen ist auch sonst unheilbringend für das Kind. Gegen Hexen und 
böse Geister tut man auf dem Taufwege Brot und Salz in die Wickel (El.).
	        
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