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selten, ebensowenig Blitzableiter, wohl aber findet man hier und da eine
Wetterfahne mit Buchstaben und Jahreszahl und einem Hahn verziert.
Den Dachfirst durchbricht stets die aus Lehmstaakwerk oder Luftziegeln
erbaute Esse, die über der Küche immer seitlich des Gebäudemittels
beginnt und durch das Stockwerk und innerhalb des Dachbodens bis
nahe unter den Hausfirst in schräger Richtung geschleift ist.
Treten wir in ein alterzgebirgisches Bauerngut ein, so gelangen wir
zunächst in den mit wilden Bruchsteinen belegten oder mit Lehm ausge-
tretenen, meist weiß getünchten Hausflur, der das ganze Gebäude seiner
Tiefe nach rechtwinklig durchschneidet und dessen Rückwand ein kleines
rundes Fenster, zuweilen auch eine Tür durchbrechen. Rechts oder auch links
vom Hausflur liegen die Wohnräume mit Küche und Backofen, entgegen-
gesetzt der Stall und an diesen anstoßend die Scheune, bez. auch der
Schuppen. Am Ende des Hausflurs sind, wenn auch nur noch vereinzelt
(Schl. Ja. Sch.), die Schweineställe untergebracht, man hat sie des
üblen Geruches wegen meist aus diesem entfernt und, wenn nicht in
einen besonderen Anbau, in den Stall oder Schuppen verlegt. An ihrer
Stelle, meist aber gleich hinter der Haustür, auch vor dieser, vielfach in
einem besonderen Anbau, seltener im Schuppen steht der ungefähr 3 m
lange, 1 m breite und ¾ m hohe hölzerne oder steinerne Wassertrog,
der zu zwei Dritteln seiner Länge mit dem Milchhause oder Kühlhäus-
chen überbaut ist. Dieses ist ein ungefähr ½ m hoher hölzerner Kasten
mit einer verschließbaren Tür, in dem die mit Milch gefüllten blechernen
oder irdenen Töpfe schwimmen und oben an den Innenwänden die Milch-
seiher hängen. Auf dem Milchhause oder daneben stehen das Butterfaß
mit dem Butterstörl und die Butterrolle. Nicht weit von dem Wasser-
troge ist gewöhnlich ein zweiter Trog aufgestellt, worin das Viehfutter
bereitet wird und in den durch eine Röhre heißes Wasser aus der an
die Rückwand anstoßenden Küche unmittelbar geleitet werden kann.
Steht aber der Behälter im Stalle, so wird das erwärmte Wasser unter
dem Hausflurboden hinweg in denselben geleitet. Aus dem nicht über-
bauten Teile des Wassertrogs wird das Wasser für den Hausbedarf
geschöpft, das ständig zu= und abfließt und entweder gefaßtes Quell-
oder Stollenwasser ist. An strengen Wintertagen gefriert das Wasser oft
weg, so daß die Leute gezwungen sind, das Saufen für das Vieh bei
bitterster Kälte und hohem Schnee aus einem Nachbargute zu holen.
Das Kump, worin das Wasser zunächst gefaßt ist, liegt meist auf freiem
Felde, seltener im Keller. Vielfach liefert eine Quelle den Wasserbedarf
für mehrere Güter. Daher kamen auch die vielen Streitigkeiten, die die
Nachbarn auf Lebenszeit verbitterten und entfremdeten. So ging ein
Bauer des Dorfes Gd. wegen eines Wasserstreites, ohne daß er darum
wußte, zu demselben Advokaten, den schon sein Gegner angenommen
hatte. Der schlaue Jurist wollte sich beiden gefällig erweisen, empfahl
seinem neuen Klienten einen befreundeten Rechtsbeistand und gab dem
Bauer einen an diesen gerichteten Brief mit. Der mißtrauische Mann
über öffnele daheim das Schreiben und fand darin den ihn belehrenden
ers: