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1490 bestimmte eine Münzordnung: 1 fl. = 21 Gr., etwa 9 M.
Silberwert. Daher wuchsen auch die Einkünfte der Fürsten
und der Wohlstand namentlich in den Städten, obwohl keine an
die großen Reichs= oder Hansastädte hinanreichte. Die Einwohnerzahl
blieb verhältnismäßig noch gering (Ende 15. Jahrhdts. hatte Leipzig
10000 E., Dresden 5000 E.). Die meisten Privathäuser waren
dürftige und feuergefährliche Bauten aus Fachwerk mit Stroh= oder
Schindeldach. Mehr wandte man auf Kleidung und Waffenschmuck,
reichliche Speisen und Getränke.
§ 33. Das geistige Leben wurde noch unbedingt von der
Kirche beherrscht. Ihre glänzenden, ost mit Schaustellungen ver-
bundenen Feste, zahllose fromme Bruderschaften, Stiftungen und
Wallfahrtsorte (Kreuzkirche in Dresden, Grab des hl. Benno in
Meißen) und Klöster übten auf alle Stände einen unermeßlichen
und umfassenden Einfluß. Auch die Herrschaft über das Unter-
richtswesen blieb ihr noch fast uneingeschränkt. Denn die zahlreich
entstehenden Stadtschulen unterschieden sich nur dadurch von den
geistlichen Anstalten, daß der Rat ihr Patron war (Kreuzschule in
Dresden seit etwa 1300, Nicolaischule in Leipzig 1395, eröffnet 1512;
Schulen in Zwickau 1372, Chemnitz 1399). Daneben trat die
Universität Leipzig, 1409 von Friedrich dem Streitbaren als
Ersatz für die tschechisierte Prager Hochschule und nach deren Muster
gestiftet (die vier „Nationen“ der Meißner, Sachsen, Bayern, Polen;
die vier Fakultäten unter ihren Dekanen, an der Spitze der jährlich
wechselnde Rektor; drei Kollegien; felbständige Gerichtsbarkeit, später
ausgedehnter Grundbesitz); aber gegen Neuerungen verhielt sie sich
ablehnend und verschloß sich daher auch dem eindringenden Humanis-
mus, der sich an der Hochschule von Erfurt (eröffnet 1392) einen
Hauptsitz schuf. — Hervorragendes leisteten dagegen die sächsischen
Lande in der bildenden Kunst unter Oberleitung der Torgauer
Bauhütte (1462), die sich der Straßburger unterordnete; für das
Meißnerland war die Rochlitzer Hütte der Mittelpunkt. Neben großen
gotischen Kirchenbauten in Meißen (Dom), Zwickau, Rochlitz, Leipzig
und Annaberg traten schon prächtige Fürstensitze, so die Albrechtsburg
in Meißen, das Werk des Meisters Arnold aus Westfalen.