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nach der von Luther und Melanchthon geleiteten Kirchenvisitation
seit 1528; die höheren (lateinischen) Schulen wurden nach Melanch-
thons Schulordnung humanistisch umgestaltet.
§ 42. Diese neue Ordnung der Dinge vertrat Kurfürst Johann
mit überzeugungstreuer Festigkeit auch der katholischen Mehrheit der
Reichsfürsten und dem Kaiser gegenüber, dessen Macht damals durch
die beiden ersten italienischen Kriege gegen Frankreich (1521—29
sowie durch die Erwerbung Böhmens (1527) und Ungarns 14520
für die Habsburger ungeheuer verstärkt war. Auf dem Reichstage
von Speier 1529 stand Johann an der Spitze der „protestierenden“
Fürsten, und in Augsburg, wo Karl V. persönlich erschien, ver-
anlaßte er die Überreichung der Augsburger Konfession am
25. Juni 1530 (Luther auf der Koburg). Sodaun trat er der
drohenden Gefahr eines Religionskrieges entgegen, indem er 1531
mit Philipp von Hessen u. a. den Schmalkaldischen Bund zur
Abwehr feindlicher Angriffe schloß. Endlich mußte Karl V. in seiner
Bedrängnis durch die Türken den Schmalkaldischen Verbündeten im
Juli 1532 durch den Religionsfrieden von Nürnberg die
Sicherung ihrer kirchlichen Neuerungen bis zu einem allgemeinen
Konzil gewähren. Kurz darauf starb Johann am 16. August 1532
in Schweinitz bei Torgau.
§ 43. Während diefer Zeit bemühte sich Herzog Georg im albertini-
schen Sachsen vergeblich, die lutherische Lehre zu unterdrücken. Er
konnte nicht einmal hindern, daß sein Bruder Heinrich der Fromme ihr
unter dem Einflusse seiner energischen Gemahlin Katharina von Mecklen-
burg sein kleines Gebiet schon 1530 öffnete und dem Schmalkaldischen
Bunde beitrat. Da nun Georg alle seine süuf Söhne verlor und
dann dem Bruder die Nachfolge zustand, so wollte er sein Land dem
König Ferdinand von Böhmen, dem Bruder Karls V., übertragen,
aber er konnte dazu die Zustimmung seines Landtags nicht erlangen
und starb am 17. April 1539 in Dresden. In der That fäührte
nun Heinrich der Fromme als Georgs Nachfolger (1539—41) die
Reformation sofort durch, wie es der Gesinnung der Mehrheit seiner
Unterthanen entsprach. Die rasche Ausbreitung des Protestantismus
in ganz Norddeutschland und in Würltemberg sicherte den Bestand
der Neuerungen auch in Sachsen, zumal da Karl V. von neuem in
auswärtige Kriege verstrickt war und neue Zugeständnisse machen
mußte (Frankfurter Anstand 1539).
§ 44. Während nun der Kaiser allmählich erkannte, daß nur
ein Krieg diesen Fortschritten Einhalt thun könne, bildete sich ein
verhängnisvoller Zwiespalt zwischen den Ernestinern und
Albertinern aus. Heinrichs Nachfolger, Herzog Moritz (1511—353,
geb. 1521), ein junger Herr von hochfliegendem Ehrgeiz, kluger
Berechnung und rascher Thatkrast, aber ohne besondere religiöse
Wärme, betrachtete als sein Hauptziel die Erweiterung seiner Macht.
1528.
1529.
1530.