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sein geschwächtes Heer (nur noch 6000 Mann) wurde auf dem Rück-
zuge durch die Lochauer Heide zersprengt, er selbst gefangen. Der
Kaiser ließ ihn darauf zum Tode verurteilen und brachte dadurch
das tapfere Wittenberg zur Ubergabe. In der Wittenberger
Kapitulation 19. Mai 1547 verzichtete Johann Friedrich für sich 1517.
und seine Nachkommen auf die Kurwürde und alle seine Ansprüche
auf Magdeburg und Halberstadt, übergab Wittenberg und Gotla und
versprach nach des Kaisers Belieben in Gefangenschaft zu bleiben.
Von seinen Landen blieb seinen Söhnen nur der größte Teil des
kursächsischen Thüringen. Dos Kurland und das Gebiet östlich der
Elster fsielen au Moritz (s. die Karte), das Vogtland kam als
böhmisches Lehen an das Haus Reuß (s. § 21). In Augsburg
empfing Moritz die feierliche Belehnung mit der Kurwürde am
24. Februar 1548. So waren die meisten Wettinischen Lande 1518.
an die Albertiner übergegangen und die Ernestiner in
eine untergeordnete Stellung zurückgedrängt.
§ 46. Aber Moritz war weder befriedigt noch fühlte er sich
in seinem neuen Besitze sicher. Deun er war im eigenen Lande sowie
bei den deutschen Protestanten überhaupt tief verhaßt, und die Uber-
macht, die Karl V. durch seinen Sieg erlangt hatte, bedrohte den
Bestand des Protestantismus und die nationale Unabhängigkeit
Deutschlands gleichmäßig. Dazu fühlte sich Moritz durch die halb-
vertragewidrige Gefangennahme Philipps von Hessen in Halle perfön-
lich verletzt. Er begann sich deshalb vorsichtig vom Kaiser zu ent-
sernen und zu den Protestanten hinüberzulenken. Daher führte er
zunächst in seinen Landen das katholisierende Augsburger Interim
(1548), das bis zur Entscheidung des Konzils gelten sollte, nicht
aus, sondern setzte das Leipziger Interim an seine Stelle
(Dezbr. 1548). Sodann knüpste er mit den Söhnen Philipps von
Hessen, Albrecht von Brandenburg-Kulmbach und Joachim II. von
Brandenburg geheime Verbindungen an. Andererseits übernahm er,
um mit dem Keiser nicht vorzeitig zu brechen, die Vollstreckung der
Reichsacht gegen Magdeburg 1550 und brachte endlich im 1550.
November 1551 die trotzige Stadt zur Übergabe. Während dieser
Belagerung aber schloß er ein geheimes Bündnis mit Johann von
Küstrin, Johann Albrecht von Mecklenburg u. a. norddeutschen Fürsten
zum Schutze des Protestantismus und der „deutschen Freiheit“ und
gewann die Hilfe Frankreichs im Vertrage von Friedewalde 1551
gegen Einräumung des Reichsvikariats über die lothringischen Stifter
Metz, Toul und Verdun an König Heinrich II.
§ 47. Inzwischen war das Konzil von Trident nach längerer
Unterbrechung wieder zusammengetreten, und der Kaiser befand sich
ohne Ahnung von Moritzens Plänen und ohne Heer in Innsbruck.
Da gab seine Weigerung, den Landgrasen Philipp freizulassen, den
Verbündeten den populären Vorwand zum Kriege 1552. In Eil= 1532.
märschen erreichte Moritz Augsburg, erstürmte am 19. Mai die