Full text: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen.

Soldat bewährt und als Landvogt der Ober-Lausitz auch mit der 
Verwaltung vertraut gemacht hatte. In klarer Erkenntnis der Not- 
wendigkeit wurde er der Begründer des stehenden kursäch— 
sischen Heeres nach dem Vorbilde Brandenburgs und mit Unter- 
stitzung seines Landtags 1682. Nach außen hin schloß er schon 
1681 ein Bündnis mit Brandenburg gegen die Übergriffe Frank- 
reichs (die „Reunionen“, Raub Straßburgs 1681), und führte 1683, 
als die Türken Wien zum zweiten Male bedrohten, persönlich 
11 000 Mann seiner Truppen dorthin, die an der glänzenden Ent- 
satzschlacht 2./12. Septbr. unter dem Oberbefehle des Königs Johann 
Sobieski von Polen glorreichen Anteil nahmen (die Beutestücke im 
Historischen Museum zu Dresden). Später wirkten die Sachsen an 
der Erstürmung von Ofen Septbr. 1686 mit und halfen im vene- 
zianischen Solde Morea erobern. Beim Ausbruche des 3. Raub- 
krieges (1688—97) erschien Johann Georg III. als erster 
Reichsfürst mit 14000 Mann am obern Rheine. Doch starb 
er 1691 als Oberbefehlshaber der Reichstruppen in Tübingen. 
— Sein ältester Sohn Johann Georg IV. (1691—94, geb. 1668) 
setzte die Politik des Vaters fort, verschied aber schon 1694 im 
Feldlager, wenige Wochen nach seiner Geliebten Sibylle Magdalene 
von Neitzschitz kinderlos. 
Staats= und Kulturleben. 
§ 72. Die Staatsverfassung blieb in Sachsen unverändert, 
denn ein äußerer Zwang, alle Kräfte durch die unumschränkte Mon- 
archie zusammenzufassen, wie in Brandenburg, bestand hier nicht, 
die Macht der Stände war sehr ausgebildet und die Selbständigkeit 
der Lausitzen vertragsmäßig verbürgt (§ 67). Daher verschmolz nur 
der meißnische Stiftslandtag mit den erbländischen Ständen. An 
Stelle der vollständigen Landtage wurden meist Deputationstage ein- 
berufen. Dagegen geschah innerhalb der alten Verfassung mancher 
Fortschritt. Johann Georg III. schuf die stehende Armee (s.§ 71); 
die kursächsische Post wurde unter Johann Georg II. (1661 Post- 
ordnung für Personen= und Briefbeförderung, die „Leipziger Zeitung“ 
1656) und Johann Georg IV. (1693 Oberpostdirektion in Leipzig) 
organisiert. 
§ 73. Die Kulturarbeit richtete sich wie überall zunächst 
auf die Wiederherstellung des zerstörten Wohlstandes. In 
Sachsen wurde diefe beschleunigt durch die starke Zuwanderung pro- 
testantischer „Exulanten“ namentlich aus Böhmen (etwa 150000). 
Sie füllten die Lücken der Bevölkerung (um 1700 etwa 2000 Ein- 
wohner auf 1 Quadratmeile), gründeten neue Ortschaften, wie Jo- 
hanngeorgenstadt 1654, Neusalza 1678, und belebten den Gewerb- 
fleiß. Da sich nämlich der Silberreichtum des Erzgebirges rasch 
erschöpfte, so ging die dortige dichte Bevölkerung zu anderen Ge- 
werben über (Serpentindreherei in Zöblitz, Fabrikation musikalischer 
  
1682. 
1683.
	        
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