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§ 94. Eine Aussicht auf Erlösung aus der französischen
Knechtschaft eröffnete erst der Krieg Napoleons Fai aahbesuchen
1812 (der Komet 1811). Für den ungeheuren Heereszug (Napoleon
in Dresden) hatte Sachsen 21000 Mann mit 7000 Pferden und
68 Geschützen als 7. Armeecorps (Reynier) zu stellen, die mit
den Osterreichern gegen Südrußland vorgehen sollten. Dem Marsche
des französischen Hauptheeres auf Moskau folgten nur 3 Reiter-
regimenter. Die schwere Reiterbrigade gewann dabei glänzenden
Ruhm durch die Erstürmung der Rajewskischanze in der furcht-
baren Schlacht bei Borodinè am 7. September und zog am
14. September mit Napoleon in Moskau ein. Von den Truppen
Reyniers, die über Brest-Litowsk in Volhynien einzudringen versuchten,
wurde die vereinzelte Brigade Klengel am 27. Juli bei Kobryn
nach heldenmütiger Gegenwehr von den Russen gefangen, die Haupt-
macht siegte am 12. August bei Podobna, wurde aber dann durch
Regengüsse aufgehalten und mußte sich auf die Verteidigung des
Großherzogtums Warschau beschränken. Die Reste der 3 Reiter-
regimenter (240 Mann) traten am 18. Oktober mit den Franzosen
den entsetzlichen Rückzug aus Rußland an (übergang über die
Beresina 26. und 27. November) und schmolzen dabei bis auf
55 Mann zusammen. Reyniers Armeecorps wich erst nach dem Unter-
gange des französischen Haupkheeres, nur noch 6000 Mann stark,
hinter den Bug zurück (Napoleon in Dresden 14. Dezember).
§ 95. Der Untergang der französischen Heeresmacht
gab das Zeichen zur allgemeinen begeisterten Erhebung des
preußischen Volkes (Bündnis mit Rußland in Kalisch 28. Fe-
bruar 1813). Auch in Sachsen regte sich die Sehnsucht nach Er-
lösung von dem furchtbaren Drucke (Theodor Körner); aber der
Glaube an Napoleons „Stern“ war noch keineswegs vernichtet, die
Macht der Verbündeten erschien noch nicht stark genug, und ihre
Absichten flößten Mißtrauen ein. Als sie daher hinter den langsam
weichenden Franzosen (Sprengung der Dresdner Elbbrücke 19. März)
in Sachsen einrückten, wich der König einer Entscheidung aus und
reiste über Plauen nach Regensburg und Prag, um sich mit Bayern
und Osterreich zu einer freilich völlig aussichtslosen Vermittlung
zu vereinigen. Er gab daher dem General Thielemann, der in
Torgau die Armee reorganisierte, den Befehl, die Festung für beide
Parteien zu sperren (Thielemanns Schwanken). Allein der blutige
Sieg Napoleons bei Lützen (Großgörschen) am 2. Mai zwang
die Verbündeten zum Rückzuge hinter die Elbe und nötigte den
König, nach Dresden zurückzukehren und sich wieder dem drohen-
den Sieger anzuschließen. Die fächsischen Truppen nahmen daher
noch an den blutigen Rückzugsgefechten mit den Verbündeten nach
der Schlacht von Bautzen (20./21. Mai) teil, bis der Waffen-
stillstand von Poischwitz am 4. Juni dem Kampfe vorläufig ein
Ende machte.
Kaemmel, Grundzüge der Süchsischen Geschichte. 4